Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade

Demut heißt: die eigenen Grenzen erkennen. Sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen. Selbstkritik üben, immer mal wieder. Nicht immer Recht behalten wollen.

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
1. Petrus 5,5b

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch

Natürlich mache ich mir Sorgen.

Jede Menge sogar.

Manche sind überflüssig, andere berechtigt.

Aber nur selten nehmen sie Überhand. Nehmen sie zu viel Platz an in meinem Körper, in meinen Gedanken. Dann versuche ich, was mir nur selten gelingt: wegzuwerfen, loszulassen, abzugeben.

 

Alle eure Sorgen werft auf ihn, 
denn er sorgt für euch. 
1 Petrus 5,7 

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch

Losgelöst – zweiter Teil

Wer Gott lobt, der löst sich, der ist losgelöst – so habe ich den Wochenspruch am vergangenen Sonntag gedeutet. Der Wochenspruch für die kommende Woche greift diesen Gedanken noch einmal auf, indem er uns aufruft, tätig zu werden.

Werft, schmeißt, haut weg: nichts soll euch belasten. Der Kloß, der im Hals sitzt, der schwere  Stein, der auf den Magen drückt, das Herz, an dem genagt wird: all das sind Bilder, die uns zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Das loszulassen, was einen belastet, ist eine Kunst. Wie oft können wir nicht schlafen, weil uns noch etwas bedrückt. Wie oft spüren wir physische Schmerzen wie Magengrummeln, wenn etwas auf uns lastet. An der Kunst loszulassen lohnt es sich zu arbeiten, damit es uns leichter fällt, uns von Sorgen zu lösen, damit uns nicht alles, was uns belastet, erdrückt. Die eigene Erfahrung lehrt uns, was uns dazu helfen kann.

Wir können uns dabei an Gott wenden (in Anlehnung an ein Gebet aus Afrika):

Herr, ich werfe meine Sorgen weit weg von mir.
Die Kieselsteine, die mir im Magen liegen, fliegen über das Wasser.
Dein Versprechen lässt mich auf und ab hüpfen, denn ich will das Schwere aus meinem Körper verbannen.

Herr, ich bin so erleichtert.
Du nimmst meine Last von mir.
Du gibst mir das Gefühl, dass ich ohne Gepäck wandere
Und ich kann sorgenfrei unterwegs sein.

Herr, ich freue mich.
Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflogen und der Tag winkt mir zu.

Amen.

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. 
1 Petrus 5,7

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade

Manchmal hört man kirchliche Verlautbarungen und denkt sich: kein Wunder, dass es der Kirche so schlecht geht, wenn die in solchen altmodischen Phrasen reden. Demut ist so ein Wort, das heute extrem altmodisch klingt.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich einmal in einem Gottesdienst ein Gebet sprechen sollte. „Demütig bitten wir vor dem Herrn“ stand da als Einleitungssatz. Nein, dachte ich mir, das sage ich nicht. Warum soll ich „demütig“ vor dem Herrn bitten? Kann ich nicht auch voller innerer Überzeugung, oder – wie in den Psalmen – voller Wut bitten? Und wer versteht heute überhaupt noch, was demütig bedeutet? Vom positiven Klang des Wortes ist heute kaum noch etwas übrig geblieben. Im Gegenteil: wer demütig ist, lässt alles mit sich machen…

nikon-wochenspruch-009.jpgFriedrich Nietzsche hat deshalb dem Christentum Verknechtung und Selbst-Verhöhnung vorgeworfen. Und irgendwie hat er damit auch recht. Es geht im Christentum allerdings nicht um die Beurteilung einzelner Handlungen, nicht um die richtige Entscheidung an markanten Punkten im Leben. Nein, es geht um eine Lebenseinstellung. Und zu dieser Lebenseinstellung gehört die Demut. Ob man das gut finden kann, sei erst einmal dahingestellt.

Was ist aber mit Demut gemeint? Eine erste Antwort erhält man, wenn man in den Kontext der Bibelstelle im 1. Petrusbrief schaut.

Bevor der Petrusbrief mit Segenswünschen endet, werden noch einmal Mahnungen an die Ältesten der Gemeinde ausgesprochen: ihre Vorbildfunktion sollen sie nicht verspielen, darauf achten, dass alle freiwillig in der Gemeinde mitarbeiten, ohne Gewinnabsicht. Die Jüngeren sollen den Älteren, insbesondere den Gemeindeältesten gegenüber nicht überheblich sein. nikon-wochenspruch-004.jpgMan spürt beim Lesen förmlich, wie wichtig es dem Verfasser war, dass die Botschaft Jesu Christi auch gelebt wird, auch spürbar wird.  Demütig sein heißt also: sich einbringen in eine Gemeinschaft, ohne Eigennutz, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen, Bescheidenheit als Tugend leben.

Und in Blick auf das eigene Leben? Hier hilft es, auf die Wurzel des Wortes Demut zu schauen: dienen, also: in der Gesinnung eines Dienenden leben. Oder anders ausgedrückt: sich klar machen, dass es da noch etwas anderes gibt. Dieses Dienen ist ein Dienen, das zum Handeln anregt, nicht zum Nichtstun – und es ist ein Dienen, das befreit. Wer sich unter den Höchsten stellt, kann unbeschadet von allzu menschlichen Einflüssen Position beziehen. Wer sich unter den Höchsten stellt, kann all seine Sorgen auf Gott werfen, denn er sorgt für uns.

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Ich behaupte: Mit Nietzsches negativer Sicht der Demut hat christliche Demut nichts zu tun. Im Gegenteil: Ich hege die Hoffnung, Demut könnte wieder ein aktueller Begriff werden in einer Zeit, in der Egomanen zur Macht greifen und in der politischen Debatte Anstand vergeblich gesucht wird.

 

Gott widersteht den Hochmütigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade. 

1. Petrus 5,5

 

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