Als die Weisen aus dem Morgenland sich auf Weg machten, folgten sie einem Stern. Der Weg führte sie schließlich weg vom Königshof des Herodes hin zur Krippe im Stall. Ob sie das wohl erwartet haben? „Was für Zeiten!“, mögen sie gedacht haben.
Was für eine Zeit! – Blicken wir auf das vergangene Jahr, können auch wir so seufzen. Seufzen über das, was alles nicht möglich war, über das, was uns belastet hat und noch immer belastet.
Der Epheserbrief gibt den Ratschlag: „Kauft die Zeit aus!“ – was ist damit gemeint? Die Zeit auskaufen meint mehr, als die Zeit zu nutzen. Denn das Wort auskaufen bezieht sich auf den Freikauf – ursprünglich auf den Freikauf von Sklaven. Wer damals einen Sklaven kaufte, änderte die Besitzverhältnisse. In der Schuldsklaverei bestand für die Sklaven wie auch für andere die Möglichkeit, sich aus der Sklaverei freizukaufen, loszukaufen. Wir kennen den Begriff heute nur noch durch die Deutung von Jesu Tod als Loskauf unserer Sünden.
„Kauft die Zeit aus!“ – was bedeutet das für uns?
Wer sich freikauft, lässt etwas hinter sich, verlässt ein System, einen Prozess, lässt Konventionen hinter sich. Ja: wer sich freikauft, verweigert sich. Nutze die Zeit anders, lautet der Ratschlag des Epheserbriefes.
„Kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse“ – was bedeutet das für unser Leben in der Pandemie?
Es lässt sich wohl am besten mit Appellen ausdrücken:
Lasst euch nicht zu Sklaven der Zeit machen, unterwerft euch nicht einem System der Angst. Findet stattdessen Freiräume, allen Beschränkungen zum Trotz.
Tut, was nötig ist, damit die Verbreitung des Virus eingedämmt werden kann. Haltet euch an Regeln. Lasst euch aber nicht von Regeln euer Leben diktieren.
Findet neue Wege, um für die Menschen da zu sein. Nehmt euch Zeit für euch selbst, auch wenn ihr sie scheinbar im Überfluss für euch habt. Findet euren Rhythmus des Lebens, findet neue Möglichkeiten, findet Lebensweisheit.
Kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.
Eph 5,16
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