Beziehungstaten
Folge mir nach!
spricht Jesus.
Lebe,
wie ich gelebt habe.
Ach, wie lebt denn ein Christ?
Am Buffet des Hotels drängeln sich die Leute. Inzwischen weiß man, dass es länger dauern kann, bis die Speisen wieder nachgelegt werden. Entsprechend entschieden wird auf den Teller geladen, was draufpasst. Man will schließlich nicht der sein, bei dem der Räucherlachs gerade ausgegangen ist. „Bei christlichen Reisegruppen“ ist das anders, sagt ein Gast. „Da nimmt man eher Rücksicht aufeinander und gibt auch mal in der Küche freundlich Bescheid, wenn etwas fehlt, statt zu erwarten, dass immer alles sofort nachgefüllt wird.“
Deine guten Taten sind Beziehungstaten,
spricht Jesus.
Du tust sie nicht für dein Seelenheil,
du tust sie für mich,
spricht Jesus.
Ach, was tut denn ein Christ?
Im Pflegeheim „Abendrot“, direkt neben dem Friedhof „Zur letzten Ruhe“ gelegen, arbeitet die Pflegerin Monika. Ganz bewusst arbeitet sie nicht Vollzeit. „Es gibt Tage, da komme ich heim und lege mich einfach auf die Couch. Ich brauche gar kein Fernsehen, ich will einfach nur liegen und in Ruhe gelassen werden“, sagt sie. Ihre Kolleginnen beschreiben sie als warmherzig, sie kann gut mit den alten Leuten. Vor keiner Arbeit drückt sie sich. Monika selbst fühlt sich aber oft an ihrer Grenze. Glaubt nicht, dass sie ihre Arbeit gut macht. Zu viel bleibt auf der Strecke. Die alten Leute erzählen so gerne. Aber wann hat sie schon Zeit, lange zuzuhören? Ihren Beruf kann sie nicht so ausüben, dass sie nach Minuten arbeitet. „Minuten pro Patient“ – nie könnte sie das aufrechnen. Wo Heimbewohner ihre Aufmerksamkeit brauchen, gibt sie sie ihnen. Die, die genug andere zum Reden haben, wimmelt sie liebevoll, aber konsequent ab. Die brauchen sie nicht wirklich. Das hat sie sich angewöhnt, um mit ihrer Zeit klarzukommen. Glücklich ist sie damit nicht, aber so kann sie ihren Beruf noch mit Herzblut ausüben, ohne dass ihr Herz blutet.
Seid nicht überheblich,
spricht Jesus.
Kümmert euch auch um Fremde,
um die, mit denen ihr sonst nichts zu tun habt,
spricht Jesus.
Ach, wie arrogant ist denn ein Christ?
„Eben nicht“, sagt sie sich. Sie will ihn nicht entgegennehmen, den Sozialpreis der Gemeinde. In der Öffentlichkeit zu stehen, das liegt ihr nicht. Was sie macht, macht sie gern. Und weil es notwendig ist. Sie hält nichts von dem Firmenmotto „Gutes tun und darüber reden“. Man tut, was man kann. Da gibt es keinen Grund, es an die große Glocke zu hängen. Und außerdem arbeiten sie im Team zusammen. Also wird sie dem Bürgermeister sagen, dass alle Ehrenamtlichen auf die Bühne sollen. Und er soll sagen, dass sie den Preis nur stellvertretend für alle anderen entgegennimmt. Aufgeregt ist sie jetzt schon.
Wahrlich ich sage euch:
Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40