Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen (Teil 1)

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Du bist mein Gott.
Ich habe kein Bild von dir,
sondern viele Bilder,
die in meinem Kopf herumschwirren.
So viele, dass sie sich nie
zu einem einzigen zusammenfügen lassen.

Du bist mein Gott.
Ich kenne dich
und doch kenne ich dich nicht.

Du bist mein Gott.
Du vertraust mir und ich
will auch dir vertrauen,
will deinen Namen mit mir tragen.

Du bist mein Gott.
Gestern. Heute.
Und morgen.

Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.

Ps 31,15f.

Bild: Tumisu/pixabay.com

Der Herr gebietet dem Segen

Der Herr gebietet dem Segen – 
was müssen das für Zeiten sein 
wo ein Segen allein nicht ausreicht 

wo der Segen noch in Bewegung gesetzt wird, 
das Ziel ins Navigationsgerät eingegeben wird,
damit Misstrauen und Unsicherheit besiegt werden, 
damit Leben gelingt im neuen Land.

Was brauchen wir an Sicherheit und Vertrauen 
damit Leben gelingt im neuen Jahr?
Das Wissen um die Zeit, die nicht in unserer Hand liegt? 
Das Wissen um die Ewigkeit Gottes? 

Wer daran glaubt alle Gefahren
nur auf sich selbst gestellt zu überstehn,
muss einsam werden und mit den Jahren
auch an sich selbst zugrundegehn„,
singt Hannes Wader in seinem Lied „Gut, wieder hier zu sein“.

Vertrauen wir darauf, dass wir nicht auf uns selbst gestellt sind
nicht auf uns allein zurückgeworfen werden
im neuen Jahr und immerdar 

Ein gutes neues Jahr! 

Der Herr wird gebieten dem Segen,
dass er mit dir sei in deinen Scheunen
und in allem, was du unternimmst,
und wird dich segnen
in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, gibt.

5. Mose 28,8

Meine Zeit steht in deinen Händen.
Ps 31,16

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Hebr 13,8

Prüft aber alles und das Gute behaltet

corona-4933453_1920Das Jahr ist zu Ende. Kaum jemand wird es sich zurückwünschen.  Ein Jahr voller Ungewissheiten, voller Sorgen und voller Einschränkungen. Die Corona-Pandemie hat unser Leben ordentlich durcheinandergewirbelt.

Und gerade weil 2020 so ein besonderes Jahr war, sollten wir uns die Zeit nehmen, noch einmal darüber nachzudenken, was im vergangenen Jahr alles passiert ist und was mit uns passiert ist. call-4977293_1920

Der Apostel Paulus gibt uns einen Rat mit auf den Weg: Prüfe alles, behalte das Gute. Gab es das Gute im Jahr 2020? War etwas gut an diesem Jahr? Gib es etwas, was bewahrt werden sollte? Sechs Punkte möchte ich hier nennen: 

  1. Kreativität und Erfindungsreichtum: Die Pandemie hat viele dazu gezwungen, ihre Routine aufzugeben, nach anderen Lösungen zu suchen. Diese Bereitschaft, die Initiative zu ergreifen, statt einfach abzuwarten, sollten wir auch mit ins Jahr 2021 nehmen. 
  2. Wertschätzung und Respekt: Die Wertschätzung von Arbeit und der Respekt vor den ganz unterschiedlichen Formen von Arbeit gehört für mich zu dem, was ich mitnehmen möchte ins neue Jahr. Ob es sich in den nächsten Jahren auch in der Bezahlung zeigen wird, dass jede Art von Arbeit wertvoll ist? 
  3. Entschleunigung: In manchen Berufen brachte das vergangene Jahr eine Entschleunigung, Stressabbau mit sich. Wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, und vor allem: wie gut das tut – das nehme ich mit nach 2021. 
  4. Natur und Umweltschutz: Wir können nicht gegen die Natur leben. Wir müssen wieder lernen, mit der Natur zu leben. Müssen in den kommenden Jahren Veränderungen wagen. 
  5. Risikogruppen: Es gibt gesellschaftliche Gruppen, die besonderes Augenmerk verlangen, weil Nähe und Kontakt für sie lebenswichtig ist und nicht einfach ausgesetzt werden kann. Auch wenn es zum Teil sehr lange gedauert hat, bis hier neue Wege gegangen wurde, so bleibt doch die Erkenntnis, dass alte Menschen, aber auch Kinder – ich formuliere es bewusst drastisch –  verwahrlosen, wenn man zu ihnen auf Distanz geht.
  6. Achtsamkeit: Wenn es mir gelingt, genauer auf mich selbst zu schauen, dann gelingt mir dies auch leichter bei meinen Mitmenschen. Es waren nicht nur die Sorgen, die wir uns gemacht haben, die zu einer neuen Achtsamkeit im Umgang miteinander geführt haben. Für Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen sorgte auch, dass wir in der Zeit der Kontaktbeschränkungen stärker zu uns selbst gefunden haben.  Solch eine Achtsamkeit wird uns auch in den kommenden Jahren gut tun, wenn Corona ad acta gelegt sein wird. 

In so vielen Bereichen sind wir im vergangenen Jahr über uns hinausgewachsen. Das sollten wir nicht vergessen. 

.Hier noch der Link zu einer online-Andacht zum Jahreswechsel, an der ich mitgewirkt habe und in der sich einige der oben ausgeführten Gedanken wiederfinden:  

 

Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder und Schwestern: 
Weist die Nachlässigen zurecht, 
tröstet die Kleinmütigen, 
tragt die Schwachen, 
seid geduldig mit jedermann. 
Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, 
sondern jagt allezeit dem Guten nach, 
füreinander und für jedermann. 
Seid allezeit fröhlich, 
betet ohne Unterlass, 
seid dankbar in allen Dingen; 
denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. 
Prüft aber alles und das Gute behaltet. 

1 Thess 5, 14ff. 

Fotos: pixabay.com

Der Mensch, wie eine Blume blüht er und verwelkt, entflieht dem Schatten gleich, bleibt nicht bestehen

Es tut manchmal gut, Impulse von außen zu bekommen. Und es tut manchmal gut, sich ihnen regelmäßig zu unterwerfen.

So ein Impuls ist für mich die Zeit um Silvester.

Ich habe mir angewöhnt, das alte Jahr Revue passieren zu lassen, bevor es verwelkt dem Schatten gleich entflieht.

Welche Ereignisse waren in diesem Jahr prägend? 

Wie hat sich die Welt um mich herum verändert? 

Was hat mich beschäftigt? 

Welche Ereignisse waren für mich prägend? 

Von wem habe ich Abschied genommen? 

Wer ist mir fremder geworden, wer näher gekommen? 

Welche Entscheidungen habe ich getroffen, welche vermieden? 

Was habe ich in die Wege geleitet, was verschoben? 

Wer wird mich in diesem Jahr gut in Erinnerung haben, wer nicht? 

Was bleibt von diesem Jahr? 

 

Der Mensch, 
von der Frau geboren, 
an Tagen arm, 
mit Sorgen gesättigt, 
wie eine Blume blüht er und verwelkt, 
entflieht dem Schatten gleich, 
bleibt nicht bestehen. 
Hiob 14,1f. 

Meine Zeit steht in deinen Händen. 
Ps 31, 16

Von guten Mächten wunderbar geborgen, Teil 2

Sie haben den ersten Teil über das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer noch nicht gelesen? Hier finden Sie ihn.

Hier geht es nun mit Gedanken zu Strophe 4 bis 7 weiter. Hören Sie sich aber erst nochmal das Lied an:

 

Leid muss ertragen, Leid muss getragen werden. Und Leid darf nicht vergessen werden. Aber Leid ist nicht das, was das Leben ausmachen sollte. Hoffnung gibt etwas anderes. Mit einem großen „Doch“ beginnt die vierte Strophe des Gedichts.

 

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Wenn das Leid sein Ende findet, wenn Freude das Leid verdrängen kann, dann soll das Schmerzliche nicht gleich wieder vergessen werden. Es soll in Erinnerung behalten werden, mit allem, was es ausgemacht hat und mit allem, was man daraus gemacht hat, mit allen Lehren, die man vielleicht daraus gezogen hat.

Wenn Dietrich Bonhoeffer schreibt „dann gehört dir unser Leben ganz“, so will er damit nicht Gott erpressen, indem er sich ihm vorher verweigert. Dankbar nimmt er den Kelch des Leids an, heißt es ja in Strophe 3. Bonhoeffer verdeutlicht hier vielmehr, dass die bösen Tage nicht zu Gott führen, sondern den Glauben verdunkeln können. Erst wo die bösen Tage beendet sind, kann man sich ganz Gott öffnen. Die dunklen Schatten, die zuvor sichtbar waren, haben das Licht getrübt und Zweifel genährt.

 

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wie aber gegen diese dunklen Schatten ankämpfen? Wie Hoffnung haben und erhalten, wo die Nacht hereinbricht? Jetzt schon für ein wenig Licht in dieser dunklen Welt sorgen, ist Bonhoeffers Rat. Trotz aller Dunkelheit: die kleinen Lichter, die Kerzen sind da und zeigen einen Schimmer davon, wie es aussieht, wenn Licht und Freude in der Welt herrschen.

Die Freude hat das Leid (noch) nicht ersetzt. Und dennoch ist die Dunkelheit nicht einfach dunkel. Die Dunkelheit wird erhellt. Wie kommt Bonhoeffer darauf? „Wir wissen es“, es ist unsere Glaubensüberzeugung, sagt er: Gott ist auch da, wenn es dunkel ist, wenn Nacht um uns ist. „Von guten Mächten“ ist ein Vertrauenspsalm, Vertrauen in die Anwesenheit Gottes auch in tiefster Nacht. Verbunden mit der Gewissheit, dass Gottes Lichtschein auch dann sichtbar ist.

Diese Anwesenheit Gottes spürt Bonhoeffer in der Nacht, der Stille zum Trotz:

 

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Die Strophe wirkt ein wenig wie ein Mutmachlied, wie ein Lied, das man singt, um die Angst zu vertreiben. Die Stille, die zur Einsamkeit wird, ist bedrohlich. Es ist die Stille der aufgeschreckten Seelen, die abgeschnitten sind von ihrer Umgebung, abgeschnitten von ihrer Sicherheit und ihren Überzeugungen. Diese Stille, die Bonhoeffer besingt, ist keine Gebetsstille, keine Stille des Glaubens, es ist vielmehr eine Stille, die den Glauben in seiner Existenz bedrohen kann, die aber doch zum Echoraum des Glaubens werden kann. Und zwar mit Phantasie.

Denn gegen diese Stille setzt Bonhoeffer die Erinnerung, die Gedanken an seine Freunde und Verwandte, an alle Kinder Gottes. Bonhoeffer versammelt sie in seinen Gedanken, sie werden zu seiner „unsichtbaren Welt“; eine Welt, die immer größer wird, an je mehr Menschen man denkt. Diese Versammlung der Kinder Gottes bildet den Chor, der Gott lobt. Dieses Lob Gottes bildet die Spitze von Bonhoeffers Gedicht.

Aller widrigen Umstände zum Trotz singt der Chor im Kerzenschein in die Dunkelheit hinein:

 

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Wochenspruch für Sonntag, 30.12.:
„Und wir sahen seine Herrlichkeit,
eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater,
voller Gnade und Wahrheit.“
Joh 1,14b 

 

Wochenspruch für den 31.12.:
Meine Zeit steht in deinen Händen. 

Psalm 31, 16a 

 

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