Hosianna dem Sohn Davids!

Hosianna!- Hilf doch! Hilf bitte!, so hallt es auf den Straßen wider, als Jesus in Jerusalem einzieht. Ist es ein Flehruf? Die Bitte um Hilfe? So wie beim Pessach-Fest das Hosianna des 118. Psalms gebetet wird? Oder ist es doch eher ein Jubelruf? Ein Lobpreis, wie es die Evangelien nahelegen?  Ein Jubelruf, weil die Menge von Lazarus‘ Auferweckung weiß, wie es das Johannes-Evangelium schreibt? Ein Jubelruf, weil die Jünger sich in Ekstase beten, wie es das Lukas-Evangelium beschreibt? Ja, und nochmals ja.

Ja, die fröhliche Melodie von „Jesus zieht in Jerusalem ein“ passt zum Ereignis. Noch nichts ahnen die Jünger von dem, was sie in den folgenden Tagen erwartet. Das höchste Fest des Judentums wird gefeiert. Was für eine Stimmung in den Straßen! Und nein, die fröhlichen Klänge sie passen so gar nicht zu dem, was in den nächsten Tagen geschieht.

Der Menschensohn muss erhöht werden, die Passion beginnt, der Leidensweg nimmt seinen Lauf. Es braucht nicht lange, bis aus dem fröhlichen Hosianna-Ruf ein Flehen wird. Das Hosianna, gelobt der da kommt mündet schließlich in das Kyrie eleison, erbarme dich unser.

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Eine Zeit des Innehaltens. Eine Zeit der angespannten Ruhe. Der Ruhe vor dem Sturm, die Gewitterwolken sind schon aufgezogen und drücken auf das Gemüt. Abschied, Leid, Schmerz, Trauer: all das drängt sich nach vorn, bestimmt das Geschehen. Die Tonart verändert sich.


Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie:
Hosianna dem Sohn Davids!
Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt
und fragte: Wer ist der? 

Mt 21,9-11

Der Menschensohn muss erhöht werden,
auf dass alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben.
Joh 3,14f. 

Hosianna!

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Hosianna!

Hosianna! ist der Ruf des Palmsonntags.

Ursprünglich stammt er aus dem 118. Psalm:

Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Hosianna!, lasst ihn wohl gelingen!

Hosianna! – hoschia na ist im Hebräischen bzw. Aramäischen eine Bitte: Hilf doch! 

Ausgesprochen wird diese Bitte an den höchsten jüdischen Feiertagen: am Pessachfest.

Was bedeutet es nun, wenn Jesus, der zum Pessachfest wallfahrtet, beim Betreten von Jerusalem mit „Hosianna!“ begrüßt wird? Mit einem Ruf, der im Tempel an Gott gerichtet ist?

Jesus wird mit hineingenommen in die Pessach-Liturgie. Der Ruf, der ein Ruf der Verzweiflung und der Hoffnung zugleich ist, gilt ihm. In dem Ruf Hosianna! spiegelt sich ein neuer Abschnitt im Leben Jesu. Er ist nicht mehr nur der Lehrer, der Jünger um sich schart. In ihn werden Hoffnungen gesetzt, in ihm wird ein Retter gesehen. Hosianna! schreien die Leute. Sie jubeln nicht, sie schreien. So beschreibt es Matthäus. Denn es ist ein Bekenntnis, das sie auf den Lippen tragen. Das Bekenntnis, dass Gott auf die Erde gekommen ist, das Bekenntnis, dass der Messias da ist.

Kein Wunder, dass Jesus direkt danach in den Tempel geht – was folgt ist die Tempelreinigung. Was folgt sind Gleichnisse, in denen Jesus Hohenpriester und Älteste direkt angreift. Die Stimmung wird rauer. Mein Vater, mein Haus – Jesus nimmt das Bekenntnis des Volkes auf. Provoziert damit.

Die Erwartungen an Jesus lassen sich mit Händen greifen. Ein Anführer kommt. Einer, der sagen kann, wo es langgeht. Der Tatsachen schaffen kann. Einer, der Israel retten kann. Einer, in den man seine Hoffnungen setzen kann. Wer auf einem Esel in Jerusalem einzieht, der kennt seine Thora. Der weiß, was beim Propheten Sacharia angekündigt ist: dein König, Jerusalem, kommt zu dir. Auf einem Esel reitet er. Auch das Volk kennt seine Thora. Und ruft: „Hosianna!“

Das Volk aber,
das ihm voranging und nachfolgte,
schrie und sprach:
Hosianna dem Sohn Davids!
Mt 21, 9

Bild: A. Dreher/pixelio.de

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