Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes

pflug

Kein Blick zurück? Stur geradeaus schauen?

Was ist damit, aus gemachten Fehlern zu lernen? Etwas zu bereuen? Wunden der Vergangenheit zu heilen?

Wer kann schon alles loslassen! Der heutige Wochenspruch ist ein Spruch Jesu. Bei der Berufung eines Jüngers sagt er es.

Jesus sieht die Gefahr, sich von Vergangenem leiten zu lassen. Denn wer beim Pflügen zurückblickt, der der kann nicht in der Spur bleiben, der verpflügt sich…

Es gibt Momente, Zeiten im Leben, da sollte man sich nicht von seiner Vergangenheit leiten lassen.

Manchmal lässt sich etwas nicht mehr ändern. Dann muss man nach vorne sehen.
Manchmal wartet man vergebens auf Vergebung. Dann muss man nach vorne sehen.
Manchmal braucht es einen Neuanfang. Dann muss man nach vorne sehen.

Wir können aus unserem Wochenspruch keine verallgemeinerte Regel machen. Er ist nicht universal anwendbar. Es lässt sich aus Jesu Ausspruch keine Lebensregel ableiten.

Beides kann gleichermaßen schwer sein: zurückzusehen und den Blick auf Vergangenes zu lenken oder nicht zurückzusehen und den Blick ins ungewisse Zukünftige zu lenken.

Beides braucht es gleichermaßen. Beides zu seiner Zeit.

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lk 9,62

Bild: David Mark/pixabay.com

Der Weg ist das Ziel – Fastenzeit V

In der Fastenzeit wollen wir uns auf den Weg machen – auf den Weg zu uns. So soll in diesem Jahr der Weg das Thema der Besinnung sein – bis Ostern werde ich ganz unterschiedliche Aspekte der Weg-Thematik aufgreifen und beleuchten. 

czech-republic-3445595_640Der Schriftsteller Franz Kafka lässt in seiner Parabel „Der Aufbruch“ aus dem Jahr 1922 einen Reiter überstürzt aufbrechen. Von seinem Diener nach dem Ziel seiner Reise gefragt, antwortet der Ich-Erzähler: “ ‚Weg-von-hier‘ – das ist mein Ziel.“ Über den Grund des Aufbruchs zu dieser   „wahrhaft ungeheuren Reise“ erfährt der Leser nichts. 

Oft genug wissen wir im Leben nicht, wohin wir unterwegs sind. Oft genug liegt es nicht an uns, dass das Ziel nicht sichtbar ist. So bleibt uns nichts anderes, als uns auf den Weg zu konzentrieren, auf dem wir unterwegs sind. 

Ja, manchmal ist der Weg sogar das Ziel. Im Gegensatz zu Kafkas Reiter sollten wir uns damit, aufgebrochen zu sein, aber nicht auf Dauer zufrieden geben. Sich umschauen, zurückblicken, sich ausrichten: all das gehört zum Leben dazu. 

Wir feiern heute den Sonntag Laetare. Laetare („Freuet euch“) bietet einen ersten Blick auf das Osterfest, ist eine Art Vorgeschmack, mitten in der Passionszeit.

Gerade dann, wenn das Ziel nicht in Sichtweite ist, wenn es verschwommen vor uns liegt, ist es umso wichtiger, nicht halt- und kopflos zu sein, sondern seinem inneren Kompass zu vertrauen. Ein kleiner Ausblick, ein Lichtblick, ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird, hilft, den Blick vertrauensvoll nach vorne zu richten. 

Wir gehen in den kommenden Wochen den Weg weiter hin zur Osterzeit. Angekündigt sind mehr Corona-Tote als in der Weihnachtszeit. Angekündigt ist Düsternis und Trauer, nicht Freude und der helle Schein der Auferstehung. Wie wird es uns ergehen an diesem Ostern 2021? 

Einen Hoffnungsschimmer können wir heute sehen: die angelaufenen Impfungen, die Gewissheit, dass die Verbreitung des Virus in den Griff zu bekommen ist, dass wir mit dem Ende der Pandemie rechnen können. Schauen wir also nach vorn. 

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lk 9,62

Hier die Links zu den vorangegangenen Beiträgen:
Fastenzeit I
Fastenzeit II
Fastenzeit III
Fastenzeit IV

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes

Alles hat sich geändert. Wo Jesus früher fürsorglich Menschen angestoßen hat, ihnen neue Wege aufgezeigt hat, weist er sie nun zurück. Sie wollen ihm folgen, doch Jesus weist sie ab. Den einen, weil er ihm das sorglose Leben ohne ein festes Heim nicht zutraut. Den anderen, weil er ihm nicht zutraut, dass er eine neue Familie will. Den dritten schließlich, weil er ihm seine Entschlossenheit, ihm zu folgen, nicht abnimmt.

Wo Jesus früher fürsorglich Menschen angestoßen hat, ihnen neue Wege aufgezeigt hat, weist er sie nun zurück. Der Weg zum Kreuz ist angebrochen und die Zeit, Menschen mit auf seinen Weg zu nehmen, ist vorbei. Alles hat sich geändert.

Vieles hat sich geändert in unserem Land. Grenzen werden geschlossen. Das öffentlich Leben ist in vielen Teilen lahmgelegt. Erst Hunderte, dann Tausende in Quarantäne. Vieles hat sich geändert.

Doch Jesus weiß –  im Gegensatz zu uns – , dass sich nicht wieder alles zum Besseren wenden wird. Jesu Blick ist nicht auf die Gegenwart gerichtet, sondern auf die Zukunft. Nach der zweiten Leidensankündigung, nach Jesu Ablehnung in einem samaritanischen Dorf ist deutlich: es kann nicht gut ausgehen.

Wer ihm in diesem Wissen nachfolgt, der muss frei sein wie ein Vogel, unabhängig und vorwärtsgewandt. Selbstsicher, mutig, entschlossen. Zu dieser Zeit, in diesem Moment hat etwas anderes keinen Platz.

Als Kirchengemeinderat bin ich in den vergangenen Tagen von einer Entscheidung zur nächsten geeilt. Was kann noch stattfinden?, war die Frage Anfang der Woche. Nichts kann noch stattfinden!, war die Antwort am Ende der Woche. Man ist vorwärtsgeeilt, gestolpert vielmehr, geschoben worden, kaum den Empfehlungen hinterher gekommen. Etwas anderes als über die kommenden Wochen nachzudenken, hat man nicht gemacht.

Dauerhaft braucht es aber den Blick zurück. Und dann wird man aus den langsam und verzweigt gewachsenen Wurzeln Kraft schöpfen. Dann wird man sich auf die Tradition besinnen und sich fragen, wie alles angefangen hat. Dann wird man gewillt sein, aus Fehlern zu lernen.

Heute tun wir in Deutschland vieles, um weniges zu erreichen. Wir versuchen mit viel Kraft, Energie und Einsatz die Entwicklung einer Infektionskrankheit zu beeinflussen. Ist das töricht? Verrückte Panikmache? Keinesfalls. Denn das, was so wenig aussieht, das, was erreicht werden kann, tun wir nicht für uns allein.

Vielleicht wird rückblickend nicht in Erinnerung bleiben, wie viel wir gehamstert haben, wie viel wir unwissend kritisiert haben, wie viel wir belächelt haben. Vielleicht wird in Erinnerung bleiben, wie viel wir erreicht haben. Wie viel möglich ist, wenn uns klar wird, dass wir nicht aus uns allein leben.

 

 

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lk 9,57-62

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine erste Liste an digitalen Angeboten zusammengestellt, die man nutzen wenn, wenn in den kommenden Wochen keine Gottesdienste mehr stattfinden.

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