Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen

Da ist Bewegung drin,
an Christi Himmelfahrt.

Da ist der Abschied.
Maria von Magdala hat es noch am Grab erfahren.
Rühre mich nicht an!
Jesus hält sie auf Abstand.
Er weiß: Ich werde gehen.
Niemand soll sich mehr an mich klammern.

Da ist die Erkenntnis der Jünger
von Emmaus:
Gerade als sie Jesus erkennen
verschwindet er.
Er weiß: Ich werde gehen.
Niemand soll sich mehr an mich klammern.

Da ist die Hoffnung
die Jesus gibt.
Er weiß: Er wird gehen.
Niemand soll sich mehr an ihn klammern.
Gottes Geist bleibt zurück.
Und da ist das Versprechen: Ich werde euch zu mir ziehen.
Gottes Geist bleibt zurück.

Da ist der Beginn
einer neuen Zeit.
Eine Zeit der Erinnerung.
Eine Zeit der Sehnsucht.
Eine Zeit der Ungeduld.

Wir schauen nach oben. Zum Himmel.
Und wollen Leben aus dem Heiligen Geist,
in Gott, in Jesus.

Spricht Jesus zu Maria Magdalena:
Rühre mich nicht an!
Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater.
Joh 20,17 

Da wurden ihre Augen geöffnet,
und sie erkannten ihn.
Und er verschwand vor ihnen.
Lk 24,31

Christus spricht:
Wenn ich erhöht werde von der Erde,

so will ich alle zu mir ziehen.
Joh 12,32

Was steht ihr da und seht zum Himmel?

nature-1706767_1280Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, sagt Jesus noch. Dann wird er vor den Augen der Jünger emporgehoben. Christi Himmelfahrt.

Ratlos bleiben die Jünger zurück. Starren nach oben. Trauen ihren Augen kaum.

Was Jesus ihnen noch alles sagen wollte. Was Jesus ihnen noch alles hätte sagen können.

Am liebsten hätten sich die Jünger gewünscht, dass Jesus ihnen den Text dieses Liedes sagt:

man-945438_1280

Sie halten fest am Gebet, so schreibt es Lukas in seiner Geschichte der Apostel.

Sie halten fest, dass da etwas war.
Sie halten fest, dass etwas bleibt. Dass etwas weitergeht.
Sie leben vom Zuspruch des Manns aus Galiläa: Ich lieb dich bis zum Himmel und zurück.

Sie zweifeln nicht daran.

Was steht ihr da und seht zum Himmel? 
Apg 1,11

Bilder: pixabay.com 

Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben

tree-736887_1280Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten.

So übersetzt ein Großteil der Bibelübersetzungen, was in der Apostelgeschichte zu Christi Himmelfahrt steht.

Mir gefällt die Übersetzung von Martin Luther deutlich besser. Bei Luthers Übersetzung ist es kein Ereignisschritt, der wiedergegeben ist. Bei Luther geht es nicht um den nächsten logischen Schritt. Luther hat keine Wolke als Gefährt vor seinem geistigen Auge, die Jesus abholt, wenn er schreibt:

Und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen.

Weg vor ihren Augen. Ja, die Wolke nimmt Jesus seinen Jüngern weg. nature-3294543_1920Sie bricht – wie schon die Auferstehung – als unberechenbares Ereignis in ihre Lebenswelt herein. Wie ein Raub wird beschrieben, was passiert. „Vor ihren Augen emporgehoben“ – verblüfft und verwundert sind die Jünger. Und dann: „Weg nimmt ihn die Wolke – vor ihren Augen“ – das klingt wie ein Diebstahl: Jesus wird den Jüngern weggenommen, vor ihren Augen geraubt. All dies geschieht „vor ihren Augen“, wie zweimal betont wird.

Dabei geht es dem Erzähler hier nicht um die Zeugenschaft. Nicht darum, dass es Beweise gibt, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist. „Weg vor ihren Augen“ spiegelt vielmehr die Angst der Jünger. Der Schock, der mit der Erkenntnis der Maria Magdalena einhergeht. Zu sprach Jesus am Grab, als sie ihn berühren wollte: Halte mich nicht fest (Joh 20,17).

Auch die Jünger müssen diese Erfahrung machen. Jesus lässt sich nicht festhalten. Er entflieht ihnen, er wird ihnen genommen – „weg vor ihren Augen“. Die Jünger müssen nun lernen, mit diesem Verlust umzugehen. Überlegen, ob es weitergeht. Wie es weitergeht. Das Deuten des Erlebten nimmt kein Ende für sie.

Und auch wir heute leben mit diesem Erbe. Wir können uns auf das, was die ersten Christen aus dieser Erfahrung gemacht haben, heute beziehen. Und doch bleibt auch uns die Frage, wie nahe oder wie fern uns Jesus ist.Was sehen wir, wenn wir heute in den Himmel schauen? Sehen wir einen fernen Gott? Oder fühlen wir uns behütet, wenn wir das „Himmelszelt“ sehen? Beides gehört zum Glauben.

Zu keinem anderen Zeitpunkt als an Christi Himmelfahrt wird dies so deutlich.

 

Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben,
und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen.
Apg 1,9

Bilder: 
oben: Bessi/pixabay.com
unten: Patricia Alexandre/pixabay.com

Sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen?

Würde es nicht als Überschrift dabeistehen, man würde nicht glauben, dass diese Verse bei der Einweihung des Tempels von Jerusalem von König Salomo gesagt wurden.

So wie wir in unserem Leben Gott nicht fassen können, ebenso wenig kann es ein König, ebenso wenig kann es eine Kirche.

Trotz Salomos kritischer Anfrage ist der Tempel in Jerusalem geweiht, gibt es Kirchen. Diese Orte bieten einen Raum. Einen Traditionsraum, einen Erfahrungsraum. Wir erfinden unseren Glauben nicht neu, und ebenso wenig müssen wir die Orte unseres Glaubens neu erfinden.

Manchmal tut es gut, sich an diese Orte zurückziehen zu können, um Ruhe, um Abstand zu finden.

Manchmal tut es gut, neue Orte für sich zu suchen, um Ruhe, um Abstand zu finden.

Manchmal tut es gut, keinen festen Ort Gottes zu wissen, um sich auf den Weg zu machen.

 

Und Salomo trat vor den Altar des Herrn und betete:
Sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? 

Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen.
Wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 
1 Könige 8,22ff. 

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