Alle Augen warten auf dich

person-g37abd1006_1920Es wird werden. 
Ja, es wird werden. 
Es lohnt sich nicht, sich Sorgen zu machen. 
Sei guter Dinge. 

Schau zum Himmel. 
Spüre den Wind. 

Schau in die Ferne. 
Es grünt so grün. Weites Land. 
Am Abend dann: das Spiel des Lichts 
am Horizont

Schau in deinen Garten. 
Was ist da alles gewachsen
zwischen dem Löwenzahn. 
Das Wasser ließ wachsen, gedeihen – 
üppiger als die Jahre zuvor. 

Zum Himmel hin 
wachse auch ich. 

Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise
zur rechten Zeit.

Psalm 145,15

Bild: Gerd Altmann/pixabay.com

Die Gedanken zum Wochenspruch aus den vorigen Jahren finden Sie hier (2019) und hier (2018).

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit

Einem Loblied, das König David zugeschrieben wird, entstammt dieser Wochenspruch zum Erntedankfest. Spannend ist, dass in diesem Psalm nicht nur Gottes Güte, Gerechtigkeit, Gnade und Barmherzigkeit besungen wird, sondern dass zu den „gewaltigen Taten“, die Gott vollbringt, auch die Versorgung des Menschen mit Nahrung gehört. Gott sorgt sich um seine Schöpfung, er versorgt sie deshalb mit Nahrung.

Heinrich Schütz hat dieses Psalmwort vertont. Die Capella Peregrina hat diese Vertonung gemischt mit einer des 23. Psalms. Hören Sie einmal, wie gut die beiden Psalmen miteinander harmonieren:

„Du sättigst alles, was da lebt“: Warum, könnte man fragen, müssen dann Menschen auf dieser Welt hungern, wenn Gott doch für alle seine Hand auftut und alle sättigt?

Man könnte es sich einfach machen und sagen, dass dies symbolisch gemeint ist, die Nahrung für das Wort Gottes steht. Aber darauf weist im Text nichts hin. Ich bin davon überzeugt, dass hier alles, was der Mensch für ein gelingendes Leben benötigt, angesprochen wird: der Mensch ist in seiner Unvollkommenheit angewiesen auf Gottes Güte, Gnade und Barmherzigkeit. Er kann sich auf Gottes Gerechtigkeit verlassen und er kann sich ebenso darauf verlassen, dass Gott ihm Leben ermöglicht.

Gott tut alles, was Not tut. Und doch hungern Menschen – es ist unsere Aufgabe, mit Gottes Schöpfung so umzugehen, dass Menschen nicht mehr hungern müssen. Wir sind in der Verantwortung, mit Gottes guter Schöpfung angemessen umzugehen. Daher sollte das Erntedankfest auch zum Anlass genommen werden, die Nahrungsmittelproduktion einmal genauer anzuschauen. Zahlen wir wirklich genug für das, was wir bekommen? Wie lässt sich eine ökologischere Landwirtschaft verwirklichen? Lässt sich erfolgreich dauerhaft gegen Hungersnöte etwas machen, ohne einfach immer wieder Hilfsgüter abzuwerfen?

Gerade das Erntedankfest kann dazu anregen, sich die Materialien des Evangelischen Bauernwerks zum Beispiel anzuschauen, oder sich mit den landwirtschaftlichen Projekten, die Brot für die Welt in Afrika fördert, zu beschäftigen. Auch die Evangelische Kirche hat sich in einer Stellungnahme mit nachhaltiger Landwirtschaft beschäftigt.

Wenn neben dem selbst angebauten Kürbis, den Tomaten und Gurken auf dem Erntedank-Altar auch das Nutella-Glas seinen Platz hat, dann wirkt das ein wenig befremdlich. Diese Irritation sollte uns Anlass sein, die Versorgung mit Nahrung nicht einfach als selbstverständlich hinzunehmen.

Internetadressen: 

Evangelisches Bauernwerk: http://www.hohebuch.de/

Brot für die Welt: http://www.brot-fuer-die-welt.de

Stellungnahme der EKD für eine nachhaltige Landwirtschaft: https://www.ekd.de/ekdtext_114.htm

Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

Psalm 145,15

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten