Eine Frau salbt Jesus mit kostbarem Salböl die Füße. Die Frau hat in der Stadt ihren Ruf weg. Sie ist als „Sünderin“ bekannt. Kein Wunder, dass sich ein Pharisäer darüber aufregt, dass ausgerechnet diese Frau mit dabei ist, wenn Jesus ihn zum Essen einlädt. Ein ungebetener Gast. Schließlich will der Pharisäer mit Jesus über religiöse Dinge diskutieren und nicht Jesus verehren.
Nun wird die Frau Anlass zum religiösen Disput. Als Vorbild stellt Jesus sie hin und düpiert damit seinen Gastgeber. Jesus listet auf, was sein Gastgeber nicht gemacht hat: kein Wasser zum Waschen der Füße gebracht, keinen Kuss zur Begrüßung gegeben, den Kopf nicht mit Öl gesalbt.
Fazit: Weil ihr so viele Sünden vergeben wurden, weiß sie sich dankbar, will sie von dieser Erfahrung etwas weitergeben. Sie hat Grund dazu. Großzügig liebt, wer Grund dazu hat.
„Dein Glaube hat dir geholfen“, sagt Jesus schließlich zu ihr. Das sagt er sonst nur noch zu denen, die er geheilt hat.
Diese Geschichte kann uns nun helfen zu verstehen, was damit gemeint ist, wenn Jesus zu Geheilten nicht sagt „Ich habe dir geholfen“ oder „Gott hat dir geholfen“, sondern eben „Dein Glaube hat dir geholfen“.
Es geht bei der Geschichte mit der Sünderin um die Vergebung von Sünden, und auffällig dabei ist, dass Jesus erst ganz am Schluss sagt, dass ihre Sünden vergeben sind – zuvor allerdings schon, dass sie so viel Liebe zeige, weil ihre Sünden vergeben sind. Das heißt: Die Reue war schon da, Jesu Aussage ist letztlich nur eine Bestätigung von dem, was die Frau längst für sich erfahren hat.
Freilich dürfte Jesu Aussage für die Frau dennoch wichtig sein, für sie selbst als Selbstbestätigung und Stärkung ihrer Selbstsicherheit, für die gesellschaftliche Akzeptanz aber gleichermaßen. Nichts anderes will Jesus, wenn er Wunder tut, für die Geheilten: Selbstbestätigung und Stärkung ihrer Selbstsicherheit, gesellschaftliche Akzeptanz.
Ihre Sünden sind ihr vergeben.
Darum hat sie so viel Liebe gezeigt.
Lk 7, 47
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Ps 103,2
Bild: Kirche St. Jakobus, Baden-Baden-Steinbach, Quelle: commons.wikipedia