lass mich eine lodernde flamme sehen ich will mich an ihr entzünden auf dass ich wieder brenne wenn das feuer in mir erloschen ist
lass mich vertrauen sehen ich will es spüren auf dass ich wieder vertrauen kann wo das vertrauen in mir erloschen ist
lass mich vertrauen säen ich will sehen, wie es wächst auf dass die welt ein wenig besser wird
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66,20 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Jes 42,3
Ich verschränke meistens die Hände, halte sie vor meinen Bauch. Die Daumen berühren sich an ihren Spitzen. Das gibt mir innere Ruhe, und ja: so habe ich eben das Beten gelernt.
Sich an jemanden zu wenden, ungefiltert und ohne viel Überlegen seine Gedanken, seine Wünsche und Bitten mitzuteilen, das macht für mich das Beten aus. Ich muss keine vorgefertigten Formulierungen aufsagen, muss keine Sätze formulieren, es reicht ein Name, ein Gefühl, das ich Gott anvertrauen will. Anvertrauen, das heißt: auch abgeben, nicht loswerden, sondern loslassen, was man selbst nicht beeinflussen kann.
Und was, wenn meine Bitten nicht erhört werden? Was, wenn meine Wünsche verhallen? Dann ist das so. Was ich in Gottes Hände lege, das ist dann auch bei Gott. Was ich nicht ändern kann, das muss ich hinnehmen. Etwas anderes bleibt mir gar nicht übrig, wenn ich nicht verbittert und voller Groll sein will.
„Gott ist kein Kaugummiautomat“, hat ein früherer Pfarrer von mir immer gesagt. Gott ist kein Automat, der Wünsche und Bitten erfüllt. Ich würde heute noch weitergehen: Das ist auch gar nicht das, wofür ein Gebet unbedingt da ist. Es geht nicht darum, etwas zu erzwingen. Es geht darum, an jemanden zu denken, eine Sorge zu teilen, eine Last loszuwerden. So ein Gespräch mit Gott macht auch etwas mit mir.
Wir hören ja nicht auf zu beten, wenn eine Bitte nicht erfüllt wird. Wir bleiben vielleicht sogar hartnäckig daran, jemanden Gottes Fürsorge anzuvertrauen. Gebet um Gebet. Wer seinem Bruder 77 Mal vergeben soll, der soll auch für seinen Bruder 77 Mal beten.
Gott wendet seine Güte nicht von mir, lautet der zweite Teil des Psalmverses. Das ist der Grund, weshalb ich bete. Die Zusage an mich, dass Gott mir zuhört. Ich kann zu Gott beten, weil ich mir sicher bin, dass Gott sich mir zuwendet. Im Gebet.
Gott verwirft mein Gebet nicht. Er hört mein Gebet. Er erhört mein Gebet.
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66,20
Seht her! Es wirkt oft so einfach, wenn in der Bibel vom Glauben die Rede ist. Fischer denken nicht lange nach und werden zu Jüngern, Hiob gibt sich bei all seinen Fragen mit der Antwort zufrieden, dass man Gott und seine Schöpfung nicht hinterfragen kann.
Allerdings kommen in der Bibel auch immer wieder die Menschen zu Wort, die sich mit einer allzu einfachen Antwort nicht abspeisen lassen wollen. Abraham, Mose, David, Petrus und Thomas: das sind keine lupenreinen Helden. Ja, im Glauben sind sie stark – sie sind stark geworden.
Dieses Werden ist es, das wichtig ist. Wir werden nicht als Helden geboren und wir werden nicht als Glaubende geboren. Wir wachsen im Glauben, suchen uns unser Fundament des Glaubens nach und nach. Immer wieder verändern wir etwas an unserem Haus des Glaubens, vor allem dann wenn wir neue Erfahrungen machen. Was uns beschäftigt, was uns zum Nachdenken bringt, verändert auch unseren Blick auf Gott und die Welt.
Ja, wir können die Schönheit der Pflanzen und Tiere bestaunen. Und wir sollen es auch. Ja, wir können ein Loblied auf die Schöpfung singen. Und wir sollen es auch. Und ja, wir wissen, dass die Welt nicht an einem Tag erschaffen wurde. Die Welt ist geworden, und so können wir uns heute einmal zurücklehnen und darüber nachdenken, was denn aus uns geworden ist, indem wir uns die Ausschläge in unserer Lebenslinie ansehen.
Kommt her und seht an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschen. Psalm 66,5