Heile du mich Herr, so werde ich heil; des Gerechten Gebet vermag viel

515865_web_R_by_sokaeiko_pixelio.deWir sehnen uns nach solchen Sätzen. So schön einsamen Sätzen: Ich bitte um Hilfe – und schon ist mir geholfen. Ich bete – und schon ist mein Gebetswunsch erfüllt. Wer bittet, dem wird gegeben?

Zu den am häufigsten genutzten Taufsprüchen gehört Psalm 91: Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.

Mich irritieren solche Sätze immer. Sie wirken einfach weltfremd. Wer erlebt denn, dass ein Wunsch mir nichts, dir nichts einfach so erfüllt wird? Wer glaubt denn, dass wir in unserem Leben nicht einmal uns den Fuß an einem Stein stoßen?

Die Realität zu leugnen, bringt nichts. Ebenso wenig hilft es, einfach auf Zeit zu spielen: irgendwann werden schon alle Wünsche erfüllt… Nein, auch das hilft nicht weiter. Wir können uns nur fragen, weshalb solche Aussagen in die Bibel gekommen sind. Wovon waren die Menschen und die Verfasser der Bibel beseelt, was trieb sie um, als sie die Dinge so formulierten?

Ich halte diese Aussagen zuvörderst für Aussagen über das Reich Gottes. Aussagen also, die in unserer Welt nur bedingt Gültigkeit haben. Nicht zuletzt sind es aber auch komprimierte theologische Aussagen, die Hoffnung und Zuversicht in sich tragen. So wie das Gebet mich ganz tief zu mir selbst bringt, so bringen uns diese Sätze ganz tief zu Gott und seinem Reich.

Heile du mich Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen. 
Jer 17,14

Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. 
Jak 5,16

Meine Predigt am heutigen Sonntag in Talheim (Kirchenbezirk Tuttlingen) zu Jak 5,13-16 über das Gebet ist hier zu finden. 

Bild: sokaeiko  / pixelio.de

Heile du mich Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen

sculpture-gf264a3a34_1280Hilf mir, heile mich –
worum bitten wir? 
   was wollen wir geheilt wissen? 

Meist verstecken wir unsere Narben.
Meist gehen wir über das hinweg, was uns belastet.

Wie gut, dass es den Propheten gibt, der uns vormacht,
wie intensiv wir beten können
und uns zeigt, wie man sich anvertraut.

Heile du mich Herr, so werde ich heil. 
Hilf du mir, so ist mir geholfen. 
Jer 17,14

Bild: pixabay.com

Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen

bandage-1235337_1920Wie einfach das klingt: Heile mich, dann bin ich heil. Wie utopisch, ganz und gar unrealistisch. 

Aber halt: So hat es der Prophet Jeremia gar nicht gemeint. Denn diese Worte des Wochenspruchs für die kommende Woche sind Teil eines Klageworts, das Jeremia an Gott richtete. 

Jeremia war bitter enttäuscht, dass die Menschen seinen Worten nicht glaubten, ja ihn sogar verspotteten, ihn lächerlich machten. Heile mich, so werde ich heil: in diesem Satz ist das große TROTZDEM des Propheten mitzuhören. Obwohl es so gar nicht danach aussieht, obwohl die Welt, die Realität, ganz anders aussieht: an seiner Zuversicht, an seinem Glauben hält Jeremia fest. 

Hilf mir, so ist mir geholfen: Jeremia hat Gottvertrauen trotz seiner inneren Unruhe. Gottvertrauen trotz alledem. 

 

Heile du mich, HERR, so werde ich heil;
hilf du mir, so ist mir geholfen.

Jer 17,14

Willst du gesund werden?

„Willst du gesund werden?“ – das fragt Jesus den Menschen, der da am Teich Betesda sitzt und darauf wartet, geheilt zu werden. Die Antwort ist so offensichtlich, dass man sich fragen muss, warum Jesus dies fragt. Aus Höflichkeit sicherlich nicht. In der Frage steckt tatsächlich mehr, als man zunächst denkt.

Heilung ist mehr als körperliche Genesung. Die körperliche Genesung ist nur der erste Schritt der Heilung, des Heil-Werdens. Mit der Heilung ist immer auch ein Neuanfang verbunden. Neue Perspektiven öffnen sich, Altes wird abgestreift.

„Willst du gesund werden?“ – Jesus will hier keine Auskunft, er fragt nach der inneren Einstellung seines Gegenübers.

Was ihm der Kranke wohl geantwortet hätte, wenn er Jesu Intention richtig verstanden hätte? 38 Jahre schon ist er krank, 38 Jahre lang wartet er schon auf seine Heilung. Vielleicht hätte er, verbittert und hoffnungsvoll zugleich, mit den Worten Huub Oosterhuis‘ aus seinem Lied „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“ geantwortet:

 

Ich finde, die Worte des Liedes passen sehr gut zu dem, was dem Kranken am Teich Betesda durch den Kopf gehen dürfte. Und ich finde, man kann diese Worte auch uns heute in den Mund legen.

Wie oft stehen wir vor Gott mit leeren Händen da, wie oft fällt es uns schwer, das zuzugeben. Und so fragt uns Jesus auch heute: „Willst du gesund werden?“ Bist du bereit, dein Leben in Gottes Hand zu legen, Gottes Trost anzunehmen? Bist du bereit, dich auch auf neue, unbekannte Wege von diesem Gott leiten zu lassen? Bist du bereit, dich auf Gottes Verheißung der Zukunft einzulassen?

Zu den ehrenvollsten Aufgaben der Religionen gehört es, den Menschen immer wieder auf sich zurückzuwerfen. Glaube ist niemals abgeschlossen. Glaube ist immer lebendig. Glaube hört nicht auf zu fragen.

 

Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war,
spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? 
Joh 5, 6

Ein Gebet zum vorgesehenen Wochenspruch Jer 17 findet sich hier.

 

Heile mich Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen

Ein Gebet:

Herr,

ich will dir vertrauen.
Ich will deine schützende Hand erfahren.
Ich will mich in deine Hand fallen lassen.

Herr,

ich kann dir vertrauen.
Ich kann deine schützende Hand erfahren.
Ich kann mich in deine Hand fallen lassen.

Amen.

 

Heile du mich, Herr – so werde ich heil.
Hilf du mir – so ist mir geholfen. 
Jeremia 17,14

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