Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene

Dienen heißt

… nicht am lautesten schreien
… nicht das letzte Wort haben
… vielleicht das erste Wort haben
… vergeben können
… vertrauen können
… lieben können
… lachen können
… sich freuen können
… genau hinschauen
… abwarten
… Geduld zeigen

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene
und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.

Mt 20,28

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene

Wir würden diese Aussage Jesu am ehesten bei der Fußwaschung Jesu vermuten. Jesus, der dient, indem er seinen Jüngern die Füße wäscht. Der Kontext bei Matthäus ist aber ein anderer: Die Mutter der Zebedeäus-Söhne bittet Jesus, dass ihre Kinder im Reich Gottes zur Rechten und zur Linken von ihm sitzen dürfen. Niemand soll über einen anderen herrschen, ist Jesu Antwort. Aus dem Größten soll der Kleinste werden, der Oberste der Unterste werden, der Erste der Letzte.

Die meisten von uns haben den Drang, die Dinge bestimmen zu wollen. Sie haben den Drang in sich zu dirigieren und nicht einfach den Dirigenten Dirigent sein zu lassen. Wir wollen nicht nach der Pfeife eines anderen tanzen, zumindest nicht ohne Grund. Zumindest aber wollen wir immer wissen, wo es lang geht.

Jetzt, zu Zeiten der eingeschränkten Bewegungsfreiheit, kann uns der Umgang mit Corona eines lehren: abzuwarten, zuzuwarten, nicht zu wissen wohin es geht und doch die Zuversicht nicht zu verlieren. Ungewissheiten sind auszuhalten. Einschränkungen ebenso.

Der Wochenspruch für die kommende Woche gibt uns Mut, er gibt uns mit auf den Weg: die Angst darf uns nicht beherrschen, die Angst darf uns nicht regieren. Kluger Menschenverstand ist gefragt. Achtsamkeit und Besonnenheit. Wir haben unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt bekommen, aber doch nicht unsere Freiheit! Wir müssen sie nur anders leben: Die Zuschauerzahlen der Fernsehgottesdienste etwa sind stark gestiegen – auf Gottesdienste können viele nicht einfach verzichten.

Wir schauen mit Sorge auf die Ausbreitung des Virus, aber wir wissen doch, dass dies unser Leben nicht beherrschen kann. Es geht für die meisten von uns um die Rücksicht für andere, um den Versuch, die Krankenhäuser vor Überlastung zu schützen und nicht – zumindest nicht vorrangig – um die Sorge um die eigene Gesundheit.  Wir haben keinen Grund, in Kriegsrhetorik zu verfallen, wenn wir von der Abschwächung einer Kurve reden. Wir müssen uns nicht zu Herren über das Virus stilisieren.

Wenn Jesus uns aufträgt, Diener zu sein, also einander zu dienen, dann tut man dies bewusst, dann unterstellt man sich nicht einer anderen Macht. Wäre sonst Jesus selbst zum Diener geworden? „Corona ist nicht die ganze Welt“ hieß es vor zwei Wochen im Fernsehgottesdienst im ZDF. Das dürfen wir nicht vergessen.

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene.
Mt 20,28

 

Meinen Text Nicht diese Worte! zur Corona-Krise finden Sie hier.
Links zu Fernsehgottesdiensten, die ich eindrücklich fand, finden Sie hier und hier.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene

588630_web_R_by_Wolfgang Dirscherl_pixelio.deJakobus und Johannes, die beiden Söhne des Zebedäus, können einem leid tun. Ihre resolute Mutter will sie nicht nur beschützen, sie will auch das Beste für ihre beiden Söhne, die Jünger von Jesus geworden sind. Dass sie Jünger Jesu wurden, so scheint es, dagegen hat die Mutter nichts einzuwenden.

Doch hat sie sich in den Kopf gesetzt, dass ihre beiden Kinder etwas angeschupst werden müssen, damit Jesus sie auch richtig wahrnimmt. Und so  geht sie mit ihnen zusammen zu Jesus. Wirft sich vor Jesus nieder, bittet ihn: Meine beiden Jungs wollen im Reich Gottes dann links und rechts von dir sitzen.

In der Bibel wird berichtet, dass daraufhin die Jünger sich über die beiden ärgerten. Mehr hätten sie sich wohl über die Mutter ärgern sollen. Die Mutter159536_web_R_K_by_Dieter Kreikemeier_pixelio.de, die es nur gut meinte mit ihren Sprösslingen – die dann ziemlich bedröppelt dastehen. Was die beiden sich wohl dachten, als ihre Mutter so vorpreschte?

Ich glaube schon, dass sie die beiden beschämt waren. Auf jeden Fall, als Jesus die Szene aufgreift und eine Predigt daraus macht über Herrschaft. An anderer Stelle werden die Zwei eher als übereifrig charakterisiert. Hier nun wird ihr Eifer erst einmal ausgebremst. Herrschaft, sagt Jesus, ist immer etwas Negatives, bringt immer Nachteile mit sich. Deshalb kehrt er die Positionen um: Wer an der Spitze ist, der soll demütig sein, dienen. Anders kann Gemeinschaft nicht funktionieren.

Angst, dass ein Wettbewerb ausbrechen könnte, wer am besten dient, hatte Jesus offenbar nicht. Wie wohl eine Welt aussähe, die so funktioniert?

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene
und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.
Mt 20,28

Bild oben: Wolfgang Dirscherl/pixelio.de
Bild unten: Dieter Kreikemeier/pixelio.de

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