Wir würden diese Aussage Jesu am ehesten bei der Fußwaschung Jesu vermuten. Jesus, der dient, indem er seinen Jüngern die Füße wäscht. Der Kontext bei Matthäus ist aber ein anderer: Die Mutter der Zebedeäus-Söhne bittet Jesus, dass ihre Kinder im Reich Gottes zur Rechten und zur Linken von ihm sitzen dürfen. Niemand soll über einen anderen herrschen, ist Jesu Antwort. Aus dem Größten soll der Kleinste werden, der Oberste der Unterste werden, der Erste der Letzte.
Die meisten von uns haben den Drang, die Dinge bestimmen zu wollen. Sie haben den Drang in sich zu dirigieren und nicht einfach den Dirigenten Dirigent sein zu lassen. Wir wollen nicht nach der Pfeife eines anderen tanzen, zumindest nicht ohne Grund. Zumindest aber wollen wir immer wissen, wo es lang geht.
Jetzt, zu Zeiten der eingeschränkten Bewegungsfreiheit, kann uns der Umgang mit Corona eines lehren: abzuwarten, zuzuwarten, nicht zu wissen wohin es geht und doch die Zuversicht nicht zu verlieren. Ungewissheiten sind auszuhalten. Einschränkungen ebenso.
Der Wochenspruch für die kommende Woche gibt uns Mut, er gibt uns mit auf den Weg: die Angst darf uns nicht beherrschen, die Angst darf uns nicht regieren. Kluger Menschenverstand ist gefragt. Achtsamkeit und Besonnenheit. Wir haben unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt bekommen, aber doch nicht unsere Freiheit! Wir müssen sie nur anders leben: Die Zuschauerzahlen der Fernsehgottesdienste etwa sind stark gestiegen – auf Gottesdienste können viele nicht einfach verzichten.
Wir schauen mit Sorge auf die Ausbreitung des Virus, aber wir wissen doch, dass dies unser Leben nicht beherrschen kann. Es geht für die meisten von uns um die Rücksicht für andere, um den Versuch, die Krankenhäuser vor Überlastung zu schützen und nicht – zumindest nicht vorrangig – um die Sorge um die eigene Gesundheit. Wir haben keinen Grund, in Kriegsrhetorik zu verfallen, wenn wir von der Abschwächung einer Kurve reden. Wir müssen uns nicht zu Herren über das Virus stilisieren.
Wenn Jesus uns aufträgt, Diener zu sein, also einander zu dienen, dann tut man dies bewusst, dann unterstellt man sich nicht einer anderen Macht. Wäre sonst Jesus selbst zum Diener geworden? „Corona ist nicht die ganze Welt“ hieß es vor zwei Wochen im Fernsehgottesdienst im ZDF. Das dürfen wir nicht vergessen.
Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.
Mt 20,28
Meinen Text Nicht diese Worte! zur Corona-Krise finden Sie hier.
Links zu Fernsehgottesdiensten, die ich eindrücklich fand, finden Sie hier und hier.