Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes

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Kein Blick zurück? Stur geradeaus schauen?

Was ist damit, aus gemachten Fehlern zu lernen? Etwas zu bereuen? Wunden der Vergangenheit zu heilen?

Wer kann schon alles loslassen! Der heutige Wochenspruch ist ein Spruch Jesu. Bei der Berufung eines Jüngers sagt er es.

Jesus sieht die Gefahr, sich von Vergangenem leiten zu lassen. Denn wer beim Pflügen zurückblickt, der der kann nicht in der Spur bleiben, der verpflügt sich…

Es gibt Momente, Zeiten im Leben, da sollte man sich nicht von seiner Vergangenheit leiten lassen.

Manchmal lässt sich etwas nicht mehr ändern. Dann muss man nach vorne sehen.
Manchmal wartet man vergebens auf Vergebung. Dann muss man nach vorne sehen.
Manchmal braucht es einen Neuanfang. Dann muss man nach vorne sehen.

Wir können aus unserem Wochenspruch keine verallgemeinerte Regel machen. Er ist nicht universal anwendbar. Es lässt sich aus Jesu Ausspruch keine Lebensregel ableiten.

Beides kann gleichermaßen schwer sein: zurückzusehen und den Blick auf Vergangenes zu lenken oder nicht zurückzusehen und den Blick ins ungewisse Zukünftige zu lenken.

Beides braucht es gleichermaßen. Beides zu seiner Zeit.

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lk 9,62

Bild: David Mark/pixabay.com

Mein Ruheplatz – Fastenzeit IV

In der Fastenzeit wollen wir uns auf den Weg machen – auf den Weg zu uns. So soll in diesem Jahr der Weg das Thema der Besinnung sein – bis Ostern werde ich ganz unterschiedliche Aspekte der Weg-Thematik aufgreifen und beleuchten. 

Darum, dass krumme Wege im Leben ihre Berechtigung haben und die richtigen Wege sein können, ging es im ersten Teil der Fastenzeit-Reihe. Im zweiten Teil ging es um göttliche und menschliche Wege. Der dritte Teil hatte zum Thema, dass Gott uns auf unseren Wegen begleitet. 

IMG_20210228_172529Wenn die Katzen meiner Nachbarn mich besuchen, dann zumeist, um sich an einem sonnigen, aufgewärmten Plätzchen niederzulassen. Wenn es nicht auf dem Dachfirst meines Gartenhäuschens ist, dann finden sie doch zumindest auf den Ziegeln ihren Ruheplatz. 

Als König David über seinen Plan spricht, einen Tempel zu bauen, nennt er diesen einen „Ruheplatz“ für die Bundeslade. Lange genug wurde das Heiligtum im Zelt mittransportiert. Nun soll es also einen festen Wohnsitz bekommen, einen Ruheplatz. 

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So einen Ruheplatz brauche ich auch, wenn ich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs bin. Zwischendurch mal anhalten, um die Aussicht zu genießen, um die Ruhe im Wald zu genießen, um nach dem Aufstieg zu verschnaufen: das gehört dazu. Es geht nicht nur immer weiter und weiter. 

Auch in unserem Leben funktioniert das nicht. Gerade in den Zeiten von home office und home schooling ist es umso wichtiger, sich seinen Ruheplatz zu sichern, den Ort, an dem man den Kopf frei bekommt, die Augen schließen kann und seinen Kaffee genießen. 

Die Tora ist die Weisung zum Leben. Braucht sie einen Ruheplatz, so brauchen wir Menschen ihn umso mehr.  

Eigentlich wollte ich selbst ein Haus bauen für die Bundeslade des Herrn,
darin sollte sie einen festen Ruheplatz finden.
1 Chronik 28,2

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes

Alles hat sich geändert. Wo Jesus früher fürsorglich Menschen angestoßen hat, ihnen neue Wege aufgezeigt hat, weist er sie nun zurück. Sie wollen ihm folgen, doch Jesus weist sie ab. Den einen, weil er ihm das sorglose Leben ohne ein festes Heim nicht zutraut. Den anderen, weil er ihm nicht zutraut, dass er eine neue Familie will. Den dritten schließlich, weil er ihm seine Entschlossenheit, ihm zu folgen, nicht abnimmt.

Wo Jesus früher fürsorglich Menschen angestoßen hat, ihnen neue Wege aufgezeigt hat, weist er sie nun zurück. Der Weg zum Kreuz ist angebrochen und die Zeit, Menschen mit auf seinen Weg zu nehmen, ist vorbei. Alles hat sich geändert.

Vieles hat sich geändert in unserem Land. Grenzen werden geschlossen. Das öffentlich Leben ist in vielen Teilen lahmgelegt. Erst Hunderte, dann Tausende in Quarantäne. Vieles hat sich geändert.

Doch Jesus weiß –  im Gegensatz zu uns – , dass sich nicht wieder alles zum Besseren wenden wird. Jesu Blick ist nicht auf die Gegenwart gerichtet, sondern auf die Zukunft. Nach der zweiten Leidensankündigung, nach Jesu Ablehnung in einem samaritanischen Dorf ist deutlich: es kann nicht gut ausgehen.

Wer ihm in diesem Wissen nachfolgt, der muss frei sein wie ein Vogel, unabhängig und vorwärtsgewandt. Selbstsicher, mutig, entschlossen. Zu dieser Zeit, in diesem Moment hat etwas anderes keinen Platz.

Als Kirchengemeinderat bin ich in den vergangenen Tagen von einer Entscheidung zur nächsten geeilt. Was kann noch stattfinden?, war die Frage Anfang der Woche. Nichts kann noch stattfinden!, war die Antwort am Ende der Woche. Man ist vorwärtsgeeilt, gestolpert vielmehr, geschoben worden, kaum den Empfehlungen hinterher gekommen. Etwas anderes als über die kommenden Wochen nachzudenken, hat man nicht gemacht.

Dauerhaft braucht es aber den Blick zurück. Und dann wird man aus den langsam und verzweigt gewachsenen Wurzeln Kraft schöpfen. Dann wird man sich auf die Tradition besinnen und sich fragen, wie alles angefangen hat. Dann wird man gewillt sein, aus Fehlern zu lernen.

Heute tun wir in Deutschland vieles, um weniges zu erreichen. Wir versuchen mit viel Kraft, Energie und Einsatz die Entwicklung einer Infektionskrankheit zu beeinflussen. Ist das töricht? Verrückte Panikmache? Keinesfalls. Denn das, was so wenig aussieht, das, was erreicht werden kann, tun wir nicht für uns allein.

Vielleicht wird rückblickend nicht in Erinnerung bleiben, wie viel wir gehamstert haben, wie viel wir unwissend kritisiert haben, wie viel wir belächelt haben. Vielleicht wird in Erinnerung bleiben, wie viel wir erreicht haben. Wie viel möglich ist, wenn uns klar wird, dass wir nicht aus uns allein leben.

 

 

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lk 9,57-62

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine erste Liste an digitalen Angeboten zusammengestellt, die man nutzen wenn, wenn in den kommenden Wochen keine Gottesdienste mehr stattfinden.

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