Simon Petrus versteht sich selbst nicht mehr. Und die Welt sowieso nicht. Er hat sich Jesus so nahe gefühlt, und jetzt das.
So merkwürdig die Fußwaschung ihm auch vorgekommen ist: Er hat verstanden, was Jesus damit ausdrücken wollte. Und er hat dieses Gefühl der Gemeinschaft gehabt. Aber jetzt?
Alles ist wieder anders, alles ist wieder dunkel. Immer diese Andeutungen! Einer werde Jesus verraten – und inzwischen ist sich Petrus gar nicht mehr so sicher, ob es nicht er selbst ist, den Jesus meint. Wie oft hat er doch Jesus falsch verstanden. Wollte alles richtig machen, und Jesus hat ihn doch getadelt.
Und dann das: Jesus hat so schön gesprochen von der Liebe, von der Gemeinschaft. Aber zugleich war da eine Fremdheit da. Eine Ferne. Jesus verabschiedet sich. „Wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen“ – ich kann nicht verstehen, was Jesus damit meint. Oder vielmehr: ich will es einfach nicht verstehen.
Natürlich ist Petrus nicht entgangen, dass Jesus immer häufiger davon spricht, wie die Jünger untereinander sich verhalten sollen. Aber eine Jüngergemeinschaft ohne Jesus – daran hat Petrus bisher keinen Gedanken verschwenden wollen. Wo soll das auch hinführen? Was wären sie denn ohne ihren Herrn?
Natürlich habe ich Jesus gefragt, wo er denn hingehen will. Selbst wenn er Galiläa verlassen wollte, wäre ich bereit ihm zu folgen. Vielleicht wollte er ja in Jerusalem bleiben, so wie er hier empfangen wurde. Gut fände ich das nicht. Aber ich würde wohl trotzdem bei ihm bleiben. Und dann kam dieser Satz von Jesus: „Du kannst mir nicht folgen, wo ich hingehe. Jetzt nicht.“
Da ist mir fast der Kragen geplatzt. Natürlich kann ich ihm folgen. Was sollte mich denn daran hindern? Ich fühle mich Jesus so nahe, dass ich sogar bereit wäre, mein Leben für ihn zu opfern. Ja, das ist es, was echte Freundschaft ausmacht. Und Jesus ist doch viel mehr als ein Freund für mich geworden. Warum glaubt Jesus nur, dass er nicht bereit sei, ihm einen Freundschaftsdienst zu erweisen? So viel hat Jesus ihm gegeben, so viel hat er von ihm gelernt. Warum sollte das jetzt alles auf einmal vorbei sein?
Und dann sagt Jesus noch: Nicht wird der Hahn krähen, bis nicht du dreimal mich verleugnet hast. NICHT, NICHT! Zweimal hat Jesus dieses Wort in diesem Satz an mich verwendet. Zweimal hat er mich vor den Kopf gestoßen. Dreimal soll ich ihn verleugnen.
Ich weiß nicht, was passieren müsste, dass ich Jesus verleugne. Die Freundschaft aufkündige. Jesus vertraut mir nicht mehr. Oder will er einfach nur gehen, und mir den Abschied leichter machen? Will er mich demütigen, damit ich ihn schneller vergesse? Also: Wenn der Morgen angebrochen ist, beim dritten Hahnenschrei, dann soll alles vorbei sein?
Tief in mir wünsche ich mir, dass dann erst alles anfängt, dass Jesus recht behält, wenn er sagt, dass ich ihm später folgen kann.
Jesus antwortete ihm:
Du willst dein Leben für mich lassen?
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:
Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.
Joh 13,38
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