Anderen hat er geholfen, sich selbst aber kann er nicht helfen

vorhangDie Soldaten machen sich über ihn lustig. Spucken ihn an. Jesus, König der Juden.

Die Gelehrten machen sich über ihn lustig. Lachen ihn aus. Jesus, König von Israel.

Die beiden Räuber machen sich über ihn lustig. Beschimpfen ihn. Was für ein Spinner.

Und dann stirbt Jesus.

Finsternis herrscht, ein Erdbeben, der Tempel im Vorhang: in zwei Teile zerrissen. Hinter all dem versteckt sich eine Botschaft: Gott hat sich offenbart. Den Soldaten zum Trotz. Den Gelehrten zum Trotz. Den Räubern zum Trotz.

Sich selbst hat Jesus nicht geholfen. Anderen schon.

Sicher ist sicher: Das Grab wird versiegelt, Wachen positioniert.

Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen.
Mt 27,42

Bild: pixabay.com

Er hat anderen geholfen – er helfe sich selber

Er helfe sich selber!
sagen die Oberen

Er hilft sich nicht selbst. 

Er helfe sich selber!
sagen die Soldaten

Er hilft sich nicht selbst. 

Er helfe sich selber!
sagt einer, der am Kreuz hängt

Er hilft sich nicht selbst.
Er ist ausgeliefert den Spöttern, den Schadenfreudigen, den Zynikern. 

Manch einer aber
schlägt sich an die Brust
und kehrt wieder um.

Der Vorhang im Tempel schließlich
der Vorhang vor dem Allerheiligsten
das der Hohenpriester nur am Versöhnungstag betritt
der Vorhang vor der Wohnstatt Gottes
reißt mitten entzwei
und es zeigt sich
Schuld
Scham
Erschrecken
und schließlich
der Raum für Versöhnung 

Empfehlen möchte ich noch den heutigen Radio-Gottesdienst, den der Deutschlandfunk aus Passau übertragen hat.

Aber die Oberen spotteten und sprachen: 
Er hat anderen geholfen – er helfe sich selber, 
wenn er der Christus ist, der Auserwählte Gottes!
Lk 23,35

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Joh 3,16

Purpurrot

Soldaten 
zogen sie ihm an 
Dornenkrone und Purpurmantel 

Der Evangelist Johannes 
berichtet nicht wie sie ihm den purpurroten Mantel wieder auszogen 
nachdem sie ihn genug verspottet hatten 

Seht, welch ein Mensch 
sagt Pilatus als er Jesus so präsentiert 
Seht, welch ein Mensch 

Seht den Dornbusch 
in der Dornenkrone 
Seht die fehlerlose rote Kuh
im purpurnen Mantel 
das Sühnopfer  

Da kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand.
Joh 19,5

Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, […]den sandte Gott als Anführer und Retter durch den Engel, der ihm im Dornbusch erschienen war.
Apg 7,35

Sage den Israeliten, dass sie zu dir führen eine rötliche Kuh ohne Fehler, an der kein Gebrechen ist und auf die noch nie ein Joch gekommen ist. 
4 Mose 19,2

Gottesdienst zu Zeiten von Corona VII

Verweisen möchte ich heute auf zwei Karfreitags-Gottesdienste, die ich als sehr anregend empfand. Zum einen der Gottesdienst aus der Frauenkirche in Dresden, aufgenommen in der Unterkirche und übertragen vom SWR. Ein sehr stimmiger Gottesdienst, der die Sorgen der Menschen aufnimmt und eher den Charakter einer Andacht als eines Gottesdienstes hat, was auch an dem großen Musikanteil liegt.

 

 

Aufgrund der schlechten technischen Qualität kann ich den Gottesdienst aus der Münchner Matthäus-Kirche nur sehr eingeschränkt empfehlen, obwohl Dietrich Bonhoeffer in dem Gottesdienst sehr eindrücklich zur Sprache kommt.

Die Predigt vom EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm findet sich hier.

Karfreitags-Meditation

Wolken aus Glas stehen hoch über der Stadt
Rauchquarz verhüllt den Glockenturm
Kein Windhauch weht über den Platz des Friedens
Die Glocken läuten in sich hinein
Kein Ton der nach außen dringt

Ein schwarzes Frösteln zieht über das raue Land
Hüllt sich unglaublich sanft über den geborstenen Stein
Fast liebevoll umfängt es ihn

Bald aber zieht es in Risse und Ritzen hinein
Die Narben sind sichtbar
Sie bleiben zurück

So schwarz nun der Stein

 

 

Also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.
Joh 3,16

Petrus (2. Teil): Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast

554632_web_r_by_dieter-schc3bctz_pixelio.de_Simon Petrus versteht sich selbst nicht mehr. Und die Welt sowieso nicht. Er hat sich Jesus so nahe gefühlt, und jetzt das.

So merkwürdig die Fußwaschung ihm auch vorgekommen ist: Er hat verstanden, was Jesus damit ausdrücken wollte. Und er hat dieses Gefühl der Gemeinschaft gehabt. Aber jetzt?

Alles ist wieder anders, alles ist wieder dunkel. Immer diese Andeutungen! Einer werde Jesus verraten – und inzwischen ist sich Petrus gar nicht mehr so sicher, ob es nicht er selbst ist, den Jesus meint. Wie oft hat er doch Jesus falsch verstanden. Wollte alles richtig machen, und Jesus hat ihn doch getadelt.

Und dann das: Jesus hat so schön gesprochen von der Liebe, von der Gemeinschaft. Aber zugleich war da eine Fremdheit da. Eine Ferne. Jesus verabschiedet sich. „Wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen“ – ich kann nicht verstehen, was Jesus damit meint. Oder vielmehr: ich will es einfach nicht verstehen.

Natürlich ist Petrus nicht entgangen, dass Jesus immer häufiger davon spricht, wie die Jünger untereinander sich verhalten sollen. Aber eine Jüngergemeinschaft ohne Jesus – daran hat Petrus bisher keinen Gedanken verschwenden wollen. Wo soll das auch hinführen? Was wären sie denn ohne ihren Herrn?

Natürlich habe ich Jesus gefragt, wo er denn hingehen will. Selbst wenn er Galiläa verlassen wollte, wäre ich bereit ihm zu folgen. Vielleicht wollte er ja in Jerusalem bleiben, so wie er hier empfangen wurde. Gut fände ich das nicht. Aber ich würde wohl trotzdem bei ihm bleiben. Und dann kam dieser Satz von Jesus: „Du kannst mir nicht folgen, wo ich hingehe. Jetzt nicht.“

Da ist mir fast der Kragen geplatzt. Natürlich kann ich ihm folgen. Was sollte mich denn daran hindern? Ich fühle mich Jesus so nahe, dass ich sogar bereit wäre, mein Leben für ihn zu opfern. Ja, das ist es, was echte Freundschaft ausmacht. Und Jesus ist doch viel mehr als ein Freund für mich geworden. Warum glaubt Jesus nur, dass er nicht bereit sei, ihm einen Freundschaftsdienst zu erweisen? So viel hat Jesus ihm gegeben, so viel hat er von ihm gelernt. Warum sollte das jetzt alles auf einmal vorbei sein?

Und dann sagt Jesus noch: Nicht wird der Hahn krähen, bis nicht du dreimal mich verleugnet hast. NICHT, NICHT! Zweimal hat Jesus dieses Wort in diesem Satz an mich verwendet. Zweimal hat er mich vor den Kopf gestoßen. Dreimal soll ich ihn verleugnen.

Ich weiß nicht, was passieren müsste, dass ich Jesus verleugne. Die Freundschaft aufkündige. Jesus vertraut mir nicht mehr. Oder will er einfach nur gehen, und mir den Abschied leichter machen? Will er mich demütigen, damit ich ihn schneller vergesse? Also: Wenn der Morgen angebrochen ist, beim dritten Hahnenschrei, dann soll alles vorbei sein?

Tief in mir wünsche ich mir, dass dann erst alles anfängt, dass Jesus recht behält, wenn er sagt, dass ich ihm später folgen kann.

Jesus antwortete ihm:
Du willst dein Leben für mich lassen?
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:
Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.
Joh 13,38

Bild: Dieter Schütz/pixelio.de

 

 

 

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten