In der Fastenzeit wollen wir uns auf den Weg machen – auf den Weg zu uns. So soll in diesem Jahr der Weg das Thema der Besinnung sein – bis Ostern werde ich ganz unterschiedliche Aspekte der Weg-Thematik aufgreifen und beleuchten.
Der Schriftsteller Franz Kafka lässt in seiner Parabel „Der Aufbruch“ aus dem Jahr 1922 einen Reiter überstürzt aufbrechen. Von seinem Diener nach dem Ziel seiner Reise gefragt, antwortet der Ich-Erzähler: “ ‚Weg-von-hier‘ – das ist mein Ziel.“ Über den Grund des Aufbruchs zu dieser „wahrhaft ungeheuren Reise“ erfährt der Leser nichts.
Oft genug wissen wir im Leben nicht, wohin wir unterwegs sind. Oft genug liegt es nicht an uns, dass das Ziel nicht sichtbar ist. So bleibt uns nichts anderes, als uns auf den Weg zu konzentrieren, auf dem wir unterwegs sind.
Ja, manchmal ist der Weg sogar das Ziel. Im Gegensatz zu Kafkas Reiter sollten wir uns damit, aufgebrochen zu sein, aber nicht auf Dauer zufrieden geben. Sich umschauen, zurückblicken, sich ausrichten: all das gehört zum Leben dazu.
Wir feiern heute den Sonntag Laetare. Laetare („Freuet euch“) bietet einen ersten Blick auf das Osterfest, ist eine Art Vorgeschmack, mitten in der Passionszeit.
Gerade dann, wenn das Ziel nicht in Sichtweite ist, wenn es verschwommen vor uns liegt, ist es umso wichtiger, nicht halt- und kopflos zu sein, sondern seinem inneren Kompass zu vertrauen. Ein kleiner Ausblick, ein Lichtblick, ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird, hilft, den Blick vertrauensvoll nach vorne zu richten.
Wir gehen in den kommenden Wochen den Weg weiter hin zur Osterzeit. Angekündigt sind mehr Corona-Tote als in der Weihnachtszeit. Angekündigt ist Düsternis und Trauer, nicht Freude und der helle Schein der Auferstehung. Wie wird es uns ergehen an diesem Ostern 2021?
Einen Hoffnungsschimmer können wir heute sehen: die angelaufenen Impfungen, die Gewissheit, dass die Verbreitung des Virus in den Griff zu bekommen ist, dass wir mit dem Ende der Pandemie rechnen können. Schauen wir also nach vorn.
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lk 9,62
Hier die Links zu den vorangegangenen Beiträgen:
Fastenzeit I
Fastenzeit II
Fastenzeit III
Fastenzeit IV