Wie ein Komet
schlägt er nicht ein
der Heilige Geist
Er lässt auf sich warten
wenn wir auf ihn warten
Ehrlichkeit braucht ihre Zeit
wo Falschheit und Lüge so leicht an ihr Ziel kommen
wo der Ehrliche der Dumme ist
und mit Macht so viel zerstört werden kann
an Einsicht und Erkenntnis
Wahrheit braucht ihre Zeit
bis sie sich durchsetzt
Jahre, Jahrzehnte
bis die Sehnsucht geweckt ist
nach ihr
Gerechtigkeit braucht ihre Zeit
man hat sich so schnell gewöhnt
an die kleinen Ungerechtigkeiten
und die großen zu ändern
daran trauen wir uns nimmer nie
ohne den Heiligen Geist
Denn der Heilige Geist, der ein Lehrmeister ist, flieht die Falschheit und weicht von den törichten Gedanken und wird vertrieben, wenn Ungerechtigkeit ihm naht. Weisheit Salomos 1,5
Ach, die Sanftmut. Immer wieder verspottet, immer wieder missachtet, zumeist einfach nur ignoriert.
Nicht immer kommt man mit ihr ans Ziel. Nicht immer kann man nur abwarten und zuschauen, nur zuschauen.
Und doch: Die Sanftmut hat was von einer Super-Power. Unterschätzt, verlacht und zurückgesetzt. Nur braucht es viel Geduld.
Als Serubbabel im Tempel in Jerusalem den Altar JHWHs wieder aufbauen ließ, so scheint es, brauchte es keinen machtvollen Gottesbeweis. Es brauchte den Geist Gottes. Auf dass er Früchte trägt.
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. Sach 4,6
Das Christentum ist eine Religion der Berührung. So hat es ein Schüler von mir in einer Klassenarbeit geschrieben. Eine Religion der Berührung? Stimmt das denn? Kann man das über das Christentum sagen?
Auf jeden Fall ist die Bibel ein Buch voller Geschichten von Begegnungen und Berührungen. Geschichten von Gottesbegegnungen und davon, wie Menschen berührt sind, berührt werden.
Auch die Pfingstgeschichte ist eine solche Geschichte der Berührung. Die versammelten Jünger sind so erfüllt vom Heiligen Geist, dass alle sich verstehen. Und als Jesus ihnen gepredigt hat, heißt es in der Apostelgeschichte: „Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz.“ Ja, man hört nur mit dem Herzen gut, wenn man selbst berührt ist von dem, was man hört.
Liest man die Pfingstgeschichte als Gründungsgeschichte der Kirche, so erweist sich die Kirche als eine Gemeinschaft der Berührten, eine Gemeinschaft der Heiligen, der vom Heiligen Geist Verwandelten. Auch hier gilt, was für die Apostel galt: es braucht Zeit, es braucht Verständnis, bis aus der Ergriffenheit ein gefestigter Glaube wird.
Ganz anders ist es bei der Geschichte vom Turmbau zu Babel. Hier ist Gott der Berührte, schaut sich an, was die Menschen da auf der Erde anstellen, was sie erreichen wollen in ihrem Namen, in ihrem Stolz. Höher, schneller weiter soll es gehen: ein Turm soll es sein, dessen Spitze bis an den Himmel reicht.
Und plötzlich ist Gott im Spiel. Denn die, die diesen Turm bauen, sind keine Begeisterten von der Sache mit Gott. Im Gegenteil: sie sind von sich selbst begeistert. Kein Turm zur Ehre Gottes, sondern ein Turm, um sich selbst einen Namen zu machen. Der Turm soll das Zeichen ihrer Macht und ihrer Möglichkeiten sein.
Das soll Kirche nicht sein: ein Bau um seiner selbst willen, ein reines Machtgebilde, eine Karriereleiter, ein Monument der eigenen Stärke, eine narzisstische Selbstspiegelung.
Kirche, das ist die Gemeinschaft der Heiligen, die Gemeinschaft der Berührten. Solange wir dies immer wieder spüren, solange wir das nicht in Vergessenheit gerät, ist unsere Kirche eine lebendige Kirche.
Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz. Apg 2
Kein unruhiges, ängstliches Leben will Jesus für seine Jünger, die er auf Erden zurücklässt. Wenn der Heilige Geist zum Lehrer, zum Lebensbegleiter wird, dann verheißt das Kraft, Stärke und Sicherheit. Einen Frieden, wie die Welt ihn nicht gibt.
Was ist das für ein Friede, den Jesus seinen Jüngern gibt, den die Welt nicht geben kann?
Es ist ein Friede, der mehr meint als die Abwesenheit von Gewalt. Dieser Friede wird vom Heiligen Geist bewirkt. Es ist ein Friede voll von Beständigkeit, Mitgefühl, Mut und Weisheit. Das Rüstzeug für die Zukunft, für das Weiterleben nach Jesu Tod und seiner Himmelfahrt. Himmlischer Friede. Ein Friede, der im Herzen angelegt ist. Ein Friede, der weiterträgt. Ein Friede, aus dem heraus man leben kann.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht so wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht. Joh 14,18 und 27
Bild: Gerd Altmann/pixabay.com
Hier geht es zum ersten Beitrag zu dieser Bibelstelle.
Jesus macht sich Gedanken, wie es nach seinem Tod mit seinen Jüngern weitergehen wird. Was wird den Jüngern fehlen, wenn er nicht mehr bei ihnen ist? Was brauchen die Jünger, wenn Jesus nicht mehr bei ihnen ist?
Jemand, der sie weiterhin lehrt, ist eine der Antworten von Jesus. Ein Lehrer wird ihnen fehlen. Ein Lehrer, der sich nicht mit ihren Fehlern beschäftigt, sondern mit ihren Möglichkeiten und Chancen.
Lehrer ist für uns heute ein Begriff, der mit der Schule verknüpft ist. Wir reden lieber von Trainern, Mentoren, Supportern. Und sie sind auch näher an dem, was Jesus getan hat:
Den Menschen helfen, ihren Weg zu finden. „Dein Glaube hat dir geholfen“, gab Jesus den Geheilten mit auf den Weg.
Die Menschen anstupsen, wo sie zu sehr auf sich selber schauen. „Ihr wisst nicht, was ihr bittet“, sagt Jesus zu den Söhnen des Zebedäus.
Die Menschen mit Regeln konfrontieren, die von Herzen kommen, vom Herzen her gedacht sind. „Ist der Mensch für den Sabbat oder der Sabbat für den Menschen gemacht“, fragt Jesus die Pharisäer.
Den Menschen zu klaren Entscheidungen verhelfen. „Eure Rede aber sei Ja, ja und Nein, nein“, sagt Jesus.
Den Menschen die Vision von einem neuen Leben eröffnen. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“, verspricht Jesus dem mit ihm Gekreuzigten.
Für all das steht heute der Heilige Geist. Er ist der Begleiter an unserer Seite. Der Heilige Geist ist mehr als eine impulsive, spontane Eingebung, die kommt und wieder geht. Der Heilige Geist will uns beeinflussen. Er nimmt uns an die Hand, zieht manchmal stärker, und manchmal lässt er unsere Hand ganz locker, damit wir unsere eigenen Ideen ausprobieren können. Der Heilige Geist will bei uns sein, heute und morgen. Unsichtbar. Wir sind keine Waisen.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Der Beistand aber, den ich euch gesandt habe, der Heilige Geist, wird euch lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Joh 14, 18 und 26