Thomas aber war nicht bei ihnen, als Jesus kam

thomasThomas hat es verpasst. Als Jesus zu den Jüngern kam, durch die verschlossene Tür, da war er nicht da.

Die anderen Jünger erzählen ihm, was sie erlebt haben. Kein Wunder: dieses Wunder will er auch sehen.

Und er darf es auch sehen. Er sieht die Wunden, wie auch zuvor die anderen Jünger. Ob er wirklich Jesu Wunden berührt hat – in der Bibel steht nicht, ob Thomas die Aufforderung Jesu tatsächlich auch in die Tat umgesetzt hat. Erzählt wird, dass Thomas bekannt hat: „Mein Herr und mein Gott.“

Dass Thomas mit dem Attribut „ungläubiger Thomas“ versehen worden ist, nur weil er sehen wollte, was die anderen Jünger bereits gesehen haben, tut ihm unrecht. Sonst müsste man ja alle Jünger als ungläubig bezeichnen – schließlich hat Jesus allen seine Wundmale gezeigt.

Thomas ist einer, der für sich klar haben will, was Sache ist. Falsch ist das nicht. Im Gegenteil. Glaube braucht Zweifel. Aber genauso gilt: Zweifel braucht Glaube, worüber will man sonst Fragen stellen?

Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 
Joh 20,24

Hier geht es zu meiner heutigen Predigt zu Joh 20,19-20.24-29 in Spaichingen

Bild: pixabay.com

Gelobt sei Gott, der uns zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat

scheunentor

Da ist diese Tür. Groß und weit ist sie und man weiß sofort: das war einmal ein Bauernhaus. Eine Scheunentür zu öffnen ist etwas anderes als eine Haustüre aufzuschließen. Die Ernte wird eingefahren, die Maschinen und Fahrzeuge werden verstaut. Da ist viel Platz notwendig und ein hohes, breites Tor. 

Auch unsere Kirchentüren sind hoch und breit. Es sind Portale, keine Türen. Das hat seinen Grund. Die großen Türen, die sich so weit öffnen lassen, sind die bildgewordene Einladung.

Wem öffnen wir unsere Türen? Wir entscheiden, wem wir die Tür aufmachen, wen wir in unser Leben hineinlassen. Unser Leben wäre ärmer, wenn unsere Türen zu oft verschlossen blieben und wenn wir unsere Türen nicht für ganz unterschiedliche Menschen öffnen. 

Mit Ostern stößt Jesus eine Tür auf. Er lässt uns in sein Leben hinein. Weitet unseren Blick. Ich stelle es mir vor wie eine Tür, die – einmal aufgestoßen – nicht mehr geschlossen wird.  

lebendige_hoffnung

Die Tür gibt den Blick frei für das, was kommt -für das Neue, für das Nicht-Alltägliche, für das Atemholen im Alltag. Es ist eine ausgesprochene Einladung. So wie in unserem Wochenspruch: Wir sind eingeladen, lebendige Hoffnung zu sein. 

Jesus hat uns gesucht und gefunden, nun ist es an uns, was wir daraus machen. Damit die Hoffnung kein Abstraktum bleibt, sondern konkret erlebbar wird. Hoffnung findet nicht im luftleeren Raum statt, sie braucht feste Ankerpunkte: Menschen, die uns Türen öffnen. 

Der Menschensohn ist gekommen, 
zu suchen

und selig zu machen, 
was verloren ist.
Lk 19,10

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

 

Der Menschensohn ist gekommen, 
zu suchen

und selig zu machen, 
was verloren ist.
Lk 19,10

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

1 Petrus 1,3 

Ältere Impulse zum Wochenspruch 1 Petr 1,3 finden Sie hier und hier.

Bilder: Gabi Eder/pixelio.de (Scheunentor), Stephanie Hofschlaeger /pixelio.de (Himmelstür)

Geh aus deinem Vaterland und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will

Manchmal braucht es das. Diesen Auftrag. Das Hören auf den inneren Befehl:  Mache dich auf! Zeit, etwas Neues zu beginnen. Etwas, was einen lebendig hält, was einen wach hält. Zeit für einen Neuanfang. Vielleicht nicht so radikal wie bei Abraham, vielleicht nicht so epochal wie bei Jesus. 

Manchmal braucht es das. Den Blick nach vorne zu wenden. Nicht nur im Hier und Jetzt leben. Nicht einfach nur funktionieren. Zeit für Veränderung, denn: das war’s noch nicht. Zeit für die Umstellung der inneren Lebensuhr, der inneren Hoffnung. 

Manchmal braucht es das. 

 

Und der Herr sprach zu Abram:
Geh aus deinem Vaterland
und von deiner Verwandtschaft
und aus deines Vaters Hause
in ein Land, das ich dir zeigen will.

1. Mose 12,1

Gelobt sei Gott,
der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns
nach seiner großen Barmherzigkeit
wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung
durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

1 Petrus 1,3 

Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: Wer bist du?

Wer bist du? 
fragen die Hohenpriester
fragt Pontius Pilatus
fragt Petrus
fragen die Jünger vor Jesu Auferstehung

Wer bist du? 
rätseln die Hohenpriester
grübelt Pontius Pilatus
erahnt Petrus
erfahren die erstaunten Jünger nach Jesu Auferstehung

Wer bist du? 
ich frage
ich hoffe
ich bitte
ich glaube.

Keiner der Jünger wagte es,
ihn zu fragen:
Wer bist du?
Joh 21,12

Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich

„Alles ist mir erlaubt“ – sagt der Apostel Paulus über die Freiheit eines Christen. „Aber“, so fährt Paulus fort, „aber nicht alles dient zum Guten“. Ein Christ hat Gott auf seiner Seite. Das macht ihn unabhängig, das führt ihn vielleicht auch in den Widerstand gegen den Staat, wie Dietrich Bonhoeffer, dessen 70. Todestag  vor wenigen Wochen gedacht wurde.

Paulus spricht die Crux der Freiheit an: sie ist immer auch verbunden mit der Verantwortung. In unseren Tagen, mit all den die Freiheit beschränkenden Geboten, ist uns nur allzu deutlich, was Paulus anspricht.  Wir können tun und lassen, was wir wollen, wenn wir uns einer höheren Macht als dem Staat verschreiben. Aber diese Freiheit kann eben nicht willkürlich sein, sie ist zielgerichtet, in der Verantwortung vor Gott und den Menschen muss sie gelebt werden.

„Alles ist mir erlaubt“, fährt Paulus fort, „aber nichts soll Macht haben über mich.“ Das ist es, was den Unterschied macht. Das ist das Lebensgefühl, das Paulus beschreibt: Trotz aller Beschränkungen im Leben, trotz aller Einschränkungen sich frei zu fühlen. Sich nicht kleinkriegen lassen von dem, was einem im Leben als Hindernis begegnet. Sich nicht anketten lassen, selbst wenn man in Ketten liegt. Sich nicht eingesperrt wissen, selbst wenn man eingesperrt ist.

Von diesem Lebensgefühl, von dem Paulus hier spricht, können wir heute unendlich profitieren, wo Freiheit und Verantwortung unversöhnlich aufeinandertreffen. Wir müssen unsere Freiheit nicht ausleben, wenn wir uns frei fühlen wollen. Nur, wenn wir unsere Energie, unsere Fantasie aufgeben und nicht kreativ mit den Beschränkungen im Alltag leben, nur dann sind wir wirklich unfrei.

Vielleicht hilft uns ja, um uns unserer Freiheit bewusst zu werden, die Sehnsucht wie sie Wincent Weiss in seinem Lied „Regenbogen“ besingt.

 

 

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
1 Kor 6,12

 

Und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht

skin-3358873_1280Mit dem Glauben ist das so eine Sache. Manches glaubt man erst, wenn man es sieht. Manches will man gar nicht glauben. Manches kann man nur mit dem Herzen sehen und so daran glauben.

Manchen hilft der Glaube, weil er Halt im Leben gibt. Manche verzweifeln an ihrem Glauben. Manche können leicht über ihren Glauben reden, anderen fällt das schwer, weil es so privat, so angreifbar ist.

Die ersten Jünger und die Apostel mussten mühsam lernen, worin nun nach Jesu Tod und Auferstehung ihr Glaube besteht. Zum ersten Glaubensinhalt wurde Jesu Auferstehung selbst.

Glauben heißt: wissen können

Im Umgang mit Jesu Auferstehung zeigt sich, dass Glaube mehr ist als nicht zu wissen. Den Zeugen der Auferstehung, sei es Maria Magdalena, sei es Simon Petrus bekommt besonderes Gewicht zu. Von Jesu Auferstehung her verändert sich der Blick der Jünger auf Jesu Botschaft. Klar und deutlich steht ihnen schließlich vor Augen, dass das, was Jesus ihnen angekündigt hat, schließlich auch eingetreten ist. Paulus drückt es zugespitzt aus: ohne die Auferstehung ist alles nichts.

Glauben heißt: zwischen Himmel und Erde sein

Daraus lässt sich ableiten, was Glaube für die ersten Christen bedeutet: Leben im Hier und Jetzt, in „mancherlei Anfechtungen“, wie es der 1. Petrusbrief beschreibt, in der Gewissheit zukünftiger himmlischer Freude. Zwischen beidem – Erde und Himmel – steht der Glaube.

Im Glauben berühren sich Himmel und Erde, er ist die Verbindung zwischen diesen beiden Welten, denn der Glaube gibt Vertrauen und Sicherheit im Hier und Jetzt und hat als Ursprung und Ziel doch ein anderes Leben, ein Leben von der Auferstehung her.

Einem zweifelnden Thomas muss das heute genug sein, was berichtet wird von Jesu Auferstehung. Er kann heute nicht mehr seine Hände in Jesu Wundmale legen. Glaube ist ein Geschenk, ein Geschenk des Himmels.

Glauben heißt: vertrauen

Wer glaubt, kann vertrauen, auch wo er nichts sieht. Er ist sich seiner Sache gewiss, auch wenn die letzten Beweise ausbleiben. Er sieht offenen Auges in eine zerbrechliche Welt und weiß sich dabei geführt.

Wer glaubt, der vertraut darauf, dass ihm sein Leben gelingt, vielleicht anders, als er es sich vorgestellt hat. Jörg Zink sagt: Der Glaube ist nicht der Traum, der ihm das Leben leichter macht, sondern die Grundlage für ein Leben, das diesen Namen verdient. Wer glaubt ist nicht unbedingt glücklicher  als seine Mitmenschen. Vielleicht aber zufriedener.

Glauben heißt: mit dem Herzen sehen

„Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb“ – allen Ungewissheiten, allen Fragen zum Trotz ist da die Bereitschaft, sich auf das einzulassen, was Gott mit einem vorhat. Etwas ist ins Herz gepflanzt, das nicht so leicht zu entfernen ist. Etwas, das unseren Blick auf die Welt prägt.

Wer sein Leben darauf gründet und Gottes Kraft spürt, wer sich von ihm anstecken lässt, der lebt nach anderen Gesetzen als den irdischen. Wer sich von Gottes Liebe anstecken lässt, der lebt nach anderen Zielen als den irdischen. Wer glaubt, vertraut dem Himmel.

 

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Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb;
und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht. 
1 Petrus 1, 8

Bilder:
oben: analogicus/pixabay.com
unten: Myriams-Fotos/pixabay.com

 

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