Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen

522095_web_R_K_B_by_daniel stricker_pixelio.deJona?!

Die Zeit der Propheten ist längst schon vorbei, da wird von einem Propheten Jona berichtet.

Eine kunstvolle Erzählung entsteht, eine Novelle. Eine Beispielgeschichte.

5 Wörter im Hebräischen sind es, die er an Ninive übermitteln soll. Das ist alles. Mehr Botschaft, die zu vermitteln ist, gibt es nicht. Aber warum Ninive? Ninive hat nie zu Israel gehört. Anderer Einzugsbereich also.

Rettung ist das große Thema des Buches. Die Rettung und Barmherzigkeit, die auch vor fremden Völkern nicht Halt macht. Warum sollte Gott das auch nicht tun dürfen – mit dieser Frage endet das Jona-Buch.

Und Jona:  bleibt zurück als ein merkwürdiger Kautz.
Auf der einen Seite flieht er vor seinem Auftrag. Auf der anderen Seite bekennt er sich zu Gott – führt das Unwetter auf sich zurück.
Auf der einen Seite findet er wieder auf die Spur zurück im Bauch des Fisches. Auf der anderen Seite versteht er nicht, warum Gott Gnade walten lässt gegenüber anderen als ihm selbst.

Angst lähmt – so heißt es. Im Bauch des Fisches verliert Jona seine Angst, er erkennt, dass Gott ihn nicht verstoßen hat, den Zugang zu seinem Tempel nicht verwehrt. In Jonas Gebet im Bauch des Fisches lässt sich erspüren, wie Angst verwandelt wird in Freiheit.

Jona erinnert uns daran, dass dies keine einmalige Aufgabe ist, sondern immer wieder geschehen muss.

Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich,
dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen.
Jona 2,4f. 

Bild: Daniel Stricker/pixelio.de

Wer euch hört, der hört mich

offering-427297_1920Es ist eine Abschiedsrede, die Jesus hält. Seinen Jüngern spricht er zu, in seinem Namen zu reden. Ja, er ist überzeugt: sie können nach seinem Tod sein Werk fortsetzen, in dem was sie tun und reden. „Wer euch hört, der hört mich“ – was für eine Aussage, was für eine Verantwortung! Als ob die Jünger schon ihr Examen in der Tasche hätten, als ob sie Jesus alles hätten fragen können, was ihnen auf den Nägeln brennt!

Die Stimmung der Jünger dürfte eher so gewesen sein:

 

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott. der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Ja, Gott ist den Menschen entgegen gekommen. Zu jeder Zeit, auf ganz unterschiedlichen Wegen. „Ich möchte glauben“ – das hat die Jünger zu Jesus gebracht. Wie auch wir heute wollen sie ihrem Leben einen neuen Sinn geben, mehr als nur leben um zu sterben.

Auch wir stehen oft genug mit leeren Händen da. Unsere Erwartungen werden nicht erfüllt, unsere Arbeit trägt keine Früchte. Die Unzufriedenheit lässt uns ermüden.  Wir tragen unser Päckchen mit uns herum.

Wir sind die Bittsteller, denen Jesus zuruft: Wer euch hört, der hört mich. Wir wollen aber nichts anderes sein als Bittsteller. Wir wollen den Traum von der großen Zukunft hören. Die Geschichte vom Sinn des Lebens. Die Hoffnung von einem Leben nach dem Tod.

„Wer euch hört, der hört mich“: Mit leeren Händen stehen wir da, voller Erwartung, dass wir die Hände gefüllt bekommen, dass uns gegeben wird. Und plötzlich sind wir diejenigen, die nicht bekommen, sondern geben sollen. Wir sind gefordert. Wie damals die Jünger.

 

Wer euch hört, der hört mich;
und wer euch verachtet, der verachtet mich.

Lk 10,16

Bild: Niek Verlaan/pixabay.com

 

Ihr sucht in den Schriften und sie sind’s, die von mir zeugen

alone-1869997_640Immer wieder kann man hören, dass das Studium der Theologie vom Glauben wegführe. Wer mit seinem Verstand an die Bibel herangeht, wer kritische Blicke auf den heiligen Text wagt, der müsse doch über kurz oder lang vom Glauben abfallen. adult-1869621_640

Ich habe das nicht so erlebt. Nicht alles, was ich in meinem Theologiestudium über die Bibel gelernt habe, hat etwas mit meinem Glauben zu tun. Dennoch ist es kein unnützes Wissen. Manches hat mich nachdenklich gemacht, zum Beispiel die Frage nach der Bedeutung von Heiligkeit. Manches hat mich angeregt und im Glauben bereichert, zum Beispiel dass das griechische Wort für Wunder (dynamis) mit Kraft übersetzt werden kann.

Zum Studium der Bibel gehört es, dass man Antworten auf Fragen bekommt, die man gar nicht gestellt hat. Oft passen die eigenen Fragen, das eigene Suchen nicht zu dem, was im Studium gelehrt wird. Im Gottesdienst ist es nicht anders: Es sind mitnichten immer die eigenen Fragen, die in der Predigt aufgegriffen und vielleicht sogar beantwortet werden. Wie sollte es auch möglich sein, dass ein Pfarrer die ganz unterschiedlichen Fragen der ganz unterschiedlichen Gottesdienstbesucher in einer Predigt aufgreifen kann? Es ist manchmal vielleicht nur ein Liedvers, ein Gebetsfetzen, der einen anspricht.

Wenn Jesus im Johannesevangelium davon spricht, dass das Suchen in der Bibel eben nicht zum Wissen um das ewige Leben führt, so warnt er uns davor, zu einfache Antworten zu akzeptieren. Kein papierner Glaube, sondern ein lebendiger Glaube ist es, den Jesus will.  Ein Glaube, bei dem manchmal die Fragen wichtiger sind als die Antworten.

 

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Ihr sucht in den Schriften,
denn ihr meint,
ihr habt das ewige Leben darin;
und sie sind’s, die von mir zeugen.
Joh 5,39f. 

Bilder: pexels/pixabay.com

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