Wir sehnen uns nach solchen Sätzen. So schön einsamen Sätzen: Ich bitte um Hilfe – und schon ist mir geholfen. Ich bete – und schon ist mein Gebetswunsch erfüllt. Wer bittet, dem wird gegeben?
Zu den am häufigsten genutzten Taufsprüchen gehört Psalm 91: Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.
Mich irritieren solche Sätze immer. Sie wirken einfach weltfremd. Wer erlebt denn, dass ein Wunsch mir nichts, dir nichts einfach so erfüllt wird? Wer glaubt denn, dass wir in unserem Leben nicht einmal uns den Fuß an einem Stein stoßen?
Die Realität zu leugnen, bringt nichts. Ebenso wenig hilft es, einfach auf Zeit zu spielen: irgendwann werden schon alle Wünsche erfüllt… Nein, auch das hilft nicht weiter. Wir können uns nur fragen, weshalb solche Aussagen in die Bibel gekommen sind. Wovon waren die Menschen und die Verfasser der Bibel beseelt, was trieb sie um, als sie die Dinge so formulierten?
Ich halte diese Aussagen zuvörderst für Aussagen über das Reich Gottes. Aussagen also, die in unserer Welt nur bedingt Gültigkeit haben. Nicht zuletzt sind es aber auch komprimierte theologische Aussagen, die Hoffnung und Zuversicht in sich tragen. So wie das Gebet mich ganz tief zu mir selbst bringt, so bringen uns diese Sätze ganz tief zu Gott und seinem Reich.
Heile du mich Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen.
Jer 17,14
Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Jak 5,16
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