Marmelade kochen
Vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal Marmelade gekocht. Ich war so angetan davon, dass ich von dem Schaffensprozess jede Menge Bilder gemacht habe. Heute muss ich darüber schmunzeln, wie begeistert ich vom Marmelademachen war und wie stolz ich darauf war, dass mir das gelungen ist.
In meinem Keller sind jede Menge Marmeladegläser, die meine Mutter noch gekocht hat.
Die Sorten, die sich noch dutzendweise im Speisekeller befinden, sind Brombeere, Johannisbeere und Weingelee.
Davon brauchte ich und wollte ich nicht noch mehr. Von diesen Altbeständen wollte ich mich schon deutlich abheben. Allerdings war der Anlass, selbst Marmelade zu kochen, mein Brombeerstrauch, der sehr reichlich getragen hat. Also habe ich einfach experimentiert und jede Menge Obst dazu genommen, vor allem Bananen, Nektarinen und Feigen.
Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Mischungen, mehr oder weniger originell, aber in keinem Fall identisch mit dem, was schon im Keller lagert.
Sich neu erfinden tut gut – und macht Spaß. Aber es hat auch seine Grenzen: geht man beliebig mit der Anweisung vor, wieviel Gelierzucker hinzugegeben werden soll, kann die Marmelade kaum gelingen. Und nicht alles Obst verträgt sich gut miteinander – und schmecken soll die Marmelade später dann schon :-).
Das Erbe will gelebt werden
Der Wochenspruch für die kommende Woche verweist darauf, wie wichtig die Tradition ist: Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!
Das Volk erbt. Es nimmt die Rolle, als Kinder Gottes zu leben, an. Doch wie die Geschichte Israels und die Geschichte des Christentums zeigt: in dieser Rolle zu bleiben ist nicht immer leicht.
Die Kunst dabei ist es, zu spüren und zu erkennen, wo man als Kind Gottes in der Freiheit eines Christenmenschen lebt und wo es besser ist, in der Tradition zu bleiben und sich auf das Erbe zu verlassen.
In der Kirche begeben wir uns zwangsläufig immer wieder in Traditionen hinein: in der sonntäglichen Liturgie, dem Kirchengebäude, den
Glaubenssätzen. Je älter ich werde, umso mehr empfinde es als wohltuend, dass ich mich auf Altbewährtes stützen kann. Ich will nicht das Rad immer wieder von Neuem erfinden. Und ich merke, wie wichtig mir diese Traditionen sind, wie sie Sicherheit, Trost und Zuversicht geben.
Die Lust, hin und wieder ein Querulant zu sein, etwas Neues auszuprobieren, ist mir dabei nie verloren gegangen. Wenn Gott mich zum Erben erwählt hat, so will er nicht, dass wir das Erbe vergraben und vergessen. Nein, das Erbe will gelebt werden.
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,
dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!
Psalm 33,12