Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen

Statt vieler Worte hier ein kleiner Film:

Mit neuem Gott kann ich über Mauern springen. 
Ps 18,30

Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maß der Liebe! 
Pflügt ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, 
bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt! 
Hosea 10,12

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten
und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist: Gottes Wort halten, Liebe üben, demütig sein

385919_web_R_K_by_asrawolf_pixelio.deMan fühlt sich in zwei Zeiten versetzt, wenn man den Wochenspruch des heutigen Sonntags in seinem Kontext liest.

Zunächst steht da eine Frage: Wie soll ich Gott begegnen?  Mit Brandopfern, mit Widdern, mit Öl, mit dem Erstgeborenen?

Die Antwort überrascht: mit Demut, mit Liebe gegenüber dem Nächsten, mit dem Halten von Gottes Wort. Von Opfern ist keine Rede.

Statt eines Loskaufs, so sagt es der Prophet Micha, geht es um die eigene Lebensführung; darum, wie viel Platz Gott in meinem Leben einnimmt und wie sehr er unser Leben beeinflusst.

Wie soll ich Gott besänftigen? So fragt, wer Gott nicht verstanden hat. Wer Gott verstanden hat, der lässt ihn in sein Herz, sagt Micha.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten
und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8

Bild: pixabay.com

Die Gedanken zum Wochenspruch des heutigen Sonntags aus früheren Jahren finden Sie hier: 2018, 2019, 2020

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott

light-1834289_1280Es sind die großen Linien, die den Glauben ausmachen. Nicht einzelne Regeln und Gesetze.

Drei große Linien nennt der Prophet Micha: Gottes Wort halten, Liebe üben, demütig sein vor Gott. Drei große Linien, die nicht als Klimax gedacht sind. Alles drei hängt zusammen, ist nur miteinander zu denken, ist miteinander eng verwoben.

Wer Gottes Wort hört, kann sich nicht als Mittelpunkt der Welt sehen, sondern ist demütig. Wer Liebe übt gegenüber seinen Mitmenschen, der hält auch gleichzeitig Gottes Gesetz. Wer demütig ist, der kann nicht egoistisch nur auf sich selbst blicken, sondern sieht die Talente und Fähigkeiten seiner Mitmenschen und weiß um den Wert der Vergebung.

Im Leben genügt das Halten von Geboten und Gesetzen nicht. Das Gesetz ist ein Zaun – ein Zaun, der uns beschützt, der uns aber auch einengen kann. Das Leben braucht solche Zäune, die für uns da sind.

Im Leben braucht es  mehr: füreinander da zu sein, ganz ohne Befehl; Gott zu danken, ohne dass man es muss; sich zurückzunehmen, ohne dass es einem auferlegt ist. Das Gesetz ist für den Menschen da, nicht umgekehrt. Das darf man nie vergessen.

Im Leben genügt es nicht zu wissen, was mir gesagt ist, was gut ist. Im Leben geht es darum, zu leben, was gut ist. Es geht nicht darum, das Gesetz zu befolgen, sondern es zu leben.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten
und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8

Bild: pexels/pixabay.com

Meine Gedanken zum Wochenspruch aus den letzten Jahren finden sich hier und hier.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott

Von Friedrich Nietzsche ist überliefert, dass er dem Christentum eine Sklavenmoral unterstellt hat. Dem Menschen werde durch den Glauben seine Freiheit, sein Selbstbewusstsein genommen. Der Glaube knechte den Menschen.

Das ist sehr einfach gedacht, aber nicht so einfach zu widerlegen. Denn es ist logisch argumentiert, zu sagen, dass der Gehorsam einem Gott gegenüber, die Demut einem Gott gegenüber, dem Menschen selbst etwas von seiner Unabhängigkeit nimmt.

Will man hingegen zeigen, dass Glaube befreit, so neigt man eher dazu, Beispiele zu nennen. Die Errungenschaften der politischen Theologie etwa. Kirchliche Denkschriften zum Beispiel.

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Dabei geht es gar nicht unbedingt darum, zu zeigen, dass Christen Forderungen vertreten können, dass sie den Mund aufmachen.

Dass der Mensch durch den Glauben Befreiung erfährt, Selbstbewusstsein, lässt sich auch logisch argumentieren: Wo der Glaube uns herausfordert, überrascht, da werden neue Perspektiven geöffnet, da verlässt man die eigene Schutzzone.

Mit dem Glauben ist es wie mit dem Nebel, der sich öffnet. Plötzlich nimmt man seine Welt ganz anders wahr, plötzlich erkennt man, was man zuvor nicht wahrgenommen hat. Ein anderer Blick auf die Welt entsteht.

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6,8

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott

Die Gedanken zum Wochenspruch will ich diesen Sonntag mit einem Lied beginnen:

Wohl denen die da wandeln / vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln / und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen Gott / und seine Zeugniss‘ halten,
sind stets bei ihm in Gnad‘. 

Ja, es ist nicht Gott, der da in Heiligkeit wandelt, es ist der Mensch. Wer schon einmal in den Paulus-Briefen gelesen hat, der weiß, dass Paulus seine Adressaten oft als „Heilige“ bezeichnet hat. Wie wird man zu einem Heiligen? Nun, man muss Gottes Wort halten, demütig vor Gott sein und seinen Mitmenschen gegenüber Liebe üben. Das war’s schon. Das ist es, was uns heilig macht. Das ist es, was uns Anteil an Gottes Heiligkeit gibt. Aber macht uns das nicht arrogant und elitär? Schauen wir uns dazu die zweite Strophe von EG 295 an:

Von Herzensgrund ich spreche: / dir sei Dank allezeit,
weil du mich lehrst die Rechte / deiner Gerechtigkeit.
Die Gnad‘ auch ferner mir gewähr‘; / ich will dein Rechte halten,
verlass mich nimmermehr.

Nein, der Gläubige, der Heilige, er hat keinen Grund, sich für etwas Besseres zu halten. Denn er ist immer noch „von Herzensgrund“, von all seinem Fühlen und Denken, zu Gott hin ausgerichtet. Ihm erweist er seinen Dank, auf seine Gnade ist er angewiesen. Wir Heiligen sind nicht perfekt, wir stehen nicht über den Dingen. Bei all dem, was wir tun machen wir doch auch Fehler, mehr als genug. Ja, wir Heiligen sind für alle Zeit auf Gottes Gnade angewiesen. Dies wird auch in der dritten Strophe deutlich:

Mein Herz hängt treu und feste / an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste, / sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott, / so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.

Wir Heiligen halten uns an Gottes Wort. Treu und fest. Und doch genügt das nicht. Wir stolpern mehr durch unser Leben als dass wir gehen. Ja, wir Heiligen laufen Gefahr, „zuschanden“ zu werden – das heißt: zugrunde gerichtet zu werden. Wir sind nicht nur am Ende unseres Lebens-Laufs auf Gottes Gnade angewiesen, schon auf Erden müssen wir darauf vertrauen, dass Gott uns den Weg zeigt, uns leitet. Sicherlich nicht mit einer Feuersäule oder einer Wolkenwand, nein, wir müssen heute schon genauer hinschauen, wo Gott uns die Richtung vorgibt. Dass Gott aber bei uns ist, sagt die letzte Strophe unseres Lieds noch einmal deutlich:

Dein Wort, Herr, nicht vergehet, / es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet, / der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit / gleichwie der Grund der Erden,
durch deine Hand bereit‘.

Wir können Anteil an Gottes Heiligkeit erhalten. Wir müssen dafür nicht perfekt, oberfromm sein. Wichtig ist, dass wir uns Gott mit unserem Herzen nähern. Dass wir nicht nur über Gottes Gebote nachdenken, uns darüber den Kopf zerbrechen, was Gottes Wille in unserer Welt sein könnte. Wichtig ist, dass wir uns Gott mit unserem Herzen nähern. Dass wir spüren, was das Richtige ist, das wir tun müssen, weil tief in uns ein Sehnen brennt. Machen wir uns auf die Suche nach diesem Sehnen in uns.

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott 
Micha 6,8

 

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