Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen

Da ist Bewegung drin,
an Christi Himmelfahrt.

Da ist der Abschied.
Maria von Magdala hat es noch am Grab erfahren.
Rühre mich nicht an!
Jesus hält sie auf Abstand.
Er weiß: Ich werde gehen.
Niemand soll sich mehr an mich klammern.

Da ist die Erkenntnis der Jünger
von Emmaus:
Gerade als sie Jesus erkennen
verschwindet er.
Er weiß: Ich werde gehen.
Niemand soll sich mehr an mich klammern.

Da ist die Hoffnung
die Jesus gibt.
Er weiß: Er wird gehen.
Niemand soll sich mehr an ihn klammern.
Gottes Geist bleibt zurück.
Und da ist das Versprechen: Ich werde euch zu mir ziehen.
Gottes Geist bleibt zurück.

Da ist der Beginn
einer neuen Zeit.
Eine Zeit der Erinnerung.
Eine Zeit der Sehnsucht.
Eine Zeit der Ungeduld.

Wir schauen nach oben. Zum Himmel.
Und wollen Leben aus dem Heiligen Geist,
in Gott, in Jesus.

Spricht Jesus zu Maria Magdalena:
Rühre mich nicht an!
Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater.
Joh 20,17 

Da wurden ihre Augen geöffnet,
und sie erkannten ihn.
Und er verschwand vor ihnen.
Lk 24,31

Christus spricht:
Wenn ich erhöht werde von der Erde,

so will ich alle zu mir ziehen.
Joh 12,32

Karwoche – Tag 0: Leiden und lieben

meerderliebeDas Meer der Liebe. Sieht es so aus? Ist es so ruhig? Oder hat es doch einen stärkeren Wellengang, der uns im Wasser schaukeln lässt?

In seinem Passionslied „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ ist es das, was Christian Fürchtegott Gellert einfällt, wenn er an Jesu Leiden denkt, an die Passion Christi: das Meer der Liebe. 

So schreibt Gellert: 

Herr, stärke mich, 
dein Leiden zu bedenken 
mich in das Meer der Liebe 
zu versenken. 

Die Passionszeit bietet Raum und Zeit, darüber nachzudenken, warum Jesus gestorben ist. Weshalb er leiden musste. Oder leiden wollte? 

Gellert verknüpft das Leiden in seinem Passionslied sofort, gleich in der ersten Strophe, mit der Liebe. Leiden ohne Liebe: es wäre sinnlos, unsinnig. 

Dem Leiden nachspüren, ja, das will Gellert. Das macht Sinn. Das ist wichtig. Aber es gibt keinen Grund, es nacherleben zu wollen. Sich zum Beobachter eines qualvollen Todes zu machen, das ist nicht die Sache Gellerts. Das ist für ihn nicht das, was die Passionszeit ausmacht, nicht das, was sie ausmachen sollte. Jesu Leiden zu bedenken, darüber nachzudenken, das kann nur zur Liebe führen: zur Liebe Gottes für die Menschen, zur Liebe Jesu für die Menschen.

Genug werden wir in den kommenden Wochen darüber lesen und hören, dass Jesus sich diesen Tod nicht wünschte. Dass er wollte, dass dieser Kelch an ihm vorbeigeht. Dass er sich im Gebet, zurückgezogen, auf das vorbereitete, was er erwartete. 

Warum dieser Tod? Gellert spricht von der Schuld des Bösen. „Erlöse mich von dem Bösen“ beten wir heute im Vaterunser. Erlöse uns. Das Böse ist da. Es lauert uns auf, es ist in unseren Gedanken und Taten, in unseren Gefühlen und in unserem Herzen. Immer wieder. Nur: Wir nennen es anders. Das Böse, das klingt zu sehr nach Hölle, Teufel und mehr. Geben wir ihm unsere Namen, dem Bösen: Hartherzigkeit, Ärger, Gier, nicht vergeben zu können, nicht über seinen Schatten springen können, nicht auf andere zugehen können. Kurzum: das, was wir hätten tun sollen und das, was wir hätten tun können. 

So hat Gellert geschrieben:  

Herr, stärke mich, 
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.

Die Schuld des Bösen: das ist etwas merkwürdig formuliert, etwas befremdlich für unsere Ohren. Die Schuld des Bösen, das klingt als ob es nicht meine Schuld wäre, um die es geht. Das meint Gellert nicht. So naiv war er nicht. Was Gellert meint, ist die Ursache des Bösen. Von der Ursache des Bösen, nicht nur vom Bösen selbst, sollen wir erlöst werden. Die Änderung soll von Dauer sein, kein Einzelfall. 

Kein Wunder, dass Gellert am liebsten aus dem Boot springen  und in das Meer der Liebe hineintauchen würde, die so etwas ermöglicht. 

Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde,
nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen
und schrien: H
osianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel!
Joh 12,12f. 

Der Menschensohn muss erhöht werden,
auf dass alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben.
Joh 3,14b.15

Bild: Tom/pixabay.com

Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen

berge_fallenWas für ein Trost: Jesaja sieht Berge wanken und niedergehen, während die Gnade Gottes für immer bleibt.

Was für ein Trost: Das Weizenkern, das in der Erde stirbt, bringt große Frucht.

Göttlichen Trost kann man nicht sehen, greifen oder fühlen. Göttlicher Trost kann den Trost anderer, und den Trost, den man sich selbst gibt, kaum ersetzen.

Göttlichen Trost kann man im Wort Gottes finden. In Bibelstellen, die einen berühren und anrühren. In Bibelstellen, die man im Herzen verankert hat. So entsteht ein Vertrauen, das trägt. Dann kann man seine Sorgen so auf Gott werfen, dass einem Last abgenommen ist.

Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen. 

Jes 54,10

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,
bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt,
bringt es viel Frucht.

Joh 12,24

Bild: Hans/pixabay.com

Meine Predigt zu Jes 54,7-10 (Predigttext des heutigen Sonntags Lätare) finden Sie hier

Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu. So ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes

heart-2028061_1280Liebe ist das Gebot“ – das ist die knappe Zusammenfassung der 10 Gebote in dem Musical „Die 10 Gebote“ von Dieter Falk und Michael Kunze. „Die Liebe erfüllt das Gesetz„, sagt Paulus und meint damit dasselbe.

Wenn Gesetze eingehalten werden sollen, so muss die Absicht dahinter verstanden sein. Ansonsten hält man sich nur unter Zwang, bei hohen Strafen, daran.

In der Bibel wird nun die Absicht hinter den Gesetzen als „Liebe“ verallgemeinert. Damit wird deutlich: Gesetze bestehen nicht um ihrer selbst willen. Gesetze sind Ausdruck davon, dass der Mensch ein Beziehungswesen ist und nicht aus sich allein leben kann.

In den biblischen Gesetzen spiegelt sich dies in der Beziehung zu Gott und in der Beziehung zum Menschen. Beides führt zur Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, das ist der tiefere Sinn der Gesetze. Ein sklavisches Halten an Gesetze, ohne darüber nachzudenken, will die Bibel nicht. Deshalb fragt Jesus nach, ob der Mensch für den Sabbat gemacht sei oder der Sabbat für den Menschen. Deshalb fragen wir heute nach, ob wir es in Kauf nehmen wollen, dass für den Erhalt unserer bisherigen Freiheit Krankenhäuser überfüllt sind, die Behandlung aller nicht mehr möglich ist, vor allem ältere Mitmenschen vorzeitig sterben – oder ob wir es nicht in Kauf nehmen wollen. So grundsätzlich wie in diesen Tagen haben wir schon lange nicht mehr über den Sinn von Gesetzen nachgedacht.

Heute, nach Christi Himmelfahrt, können wir über die Gesetze noch etwas anderes stellen: die Liebe Gottes und die damit verbundene Gnade. „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“, sagt Jesus im Johannesevangelium. Fast wie ein Magnet wirkt Gottes Liebe. Und schließlich, schließlich macht sie Gesetze überflüssig.

 

Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu. 
So ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. 
Römer 13, 10

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde,
so will ich alle zu mir ziehen.
Joh 12,32 

 

Bild: Gordon Johnson/pixabay.com

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

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Ein Weizenkorn wird gesät.

Es geht auf. Wächst. Gedeiht.

Eine Pflanze entsteht daraus, stark und kräftig.

Viele Weizenkörner hängen an ihren Halmen.

IMG_20190331_185418Jesus opfert sich.

Er ist das Weizenkorn.

Das Weizenkorn, das Frucht bringen will, das nicht einfach vergehen will.

Er ist das Weizenkorn, das aufgehen will, wenn es an der Zeit ist.

Aus seinem Weizenkorn sind viele Weizenkörner entstanden.

IMG_20190331_185410Du bist ein Weizenkorn.

Was opferst du?

Du spendest vielleicht für Brot für die Welt, das Rote Kreuz oder die Diakonie.

Wenn in den Nachrichten über Hunger und Krieg berichtet wird, berührt dich das. Es lässt dich nicht kalt.

Für deine Mitmenschen hast du mehr freundliche Worte als unfreundliche.

Lieber weniger arbeiten und weniger verdienen, dafür aber mehr leben – das könnte dein Lebensmotto sein.

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Ich bin ein Weizenkorn.

Werde ich auch Früchte tragen?

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Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,

     bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt,
     bringt es viel Frucht.
Wer sein Leben liebt,
verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben.

Joh 12,24f.

 

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