Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts, und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!

postit-gef88b1f65_1280Wenn Gott mir sagt:
Du hast einen Wunsch frei –
was brauchst du? was soll ich dir geben?

Was werde ich da antworten?

Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts,
und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!

1 Kön 3,5

Meine Predigt zu 1 Kön 3,5-15 am 7.8.23 in Tuningen und Talheim finden Sie hier.

Bild: emol/pixabay.com

Warum aber urteilt ihr nicht von euch aus darüber, was recht ist?

way-3447197_1280Es ist so eine Sache mit der Selbständigkeit. 

Damit, unterschiedliche Aspekte abzuwägen. Sich eine eigene Meinung zu bilden. Und: sie auch zu vertreten. 

Martin Luther hat der Gemeinde innerhalb der Kirche viel an Entscheidungskraft zugestanden, viel zugemutet. 

Wohl wusste er, dass man sich viel einfacher damit tut, sich auf andere zu verlassen.
Wohl wusste er, dass es fatal sein kann, sich immer nur auf andere zu verlassen.

Die Bibel ins Hier und Jetzt ziehen, das wollte Luther. Sie in der Gegenwart sprechen lassen, indem man selbst darüber nachdenkt, welche Richtschnur sie einem gibt. 

So einfach wie das Vorhersagen von Regen ist das freilich nicht. Ich kann die Jünger verstehen, die Jesus so hart kritisiert. Sie vertrauen darauf, dass Jesus ihnen den Weg weist. Dass er all ihre Fragen beantwortet. Doch Jesus nimmt bereits Abschied von ihnen. Denkt an die Zeit, in der er nicht mehr auf Erden ist. Fragt sich, wie die Jünger ohne ihn auskommen. Ja, er wünscht sich mehr Selbständigkeit von seinen Jüngern. 

Auch wir drücken uns gerne um diese Verantwortung. Setzen lieber um, was uns vorgegeben wird. Da kann man schließlich nichts falsch machen. 

Vielleicht werden in der Bibel gerade deshalb so viele Geschichten von den Glaubensvätern erzählt, in denen von Fehlern, von Fehltritten die Rede ist: weil Fehler machen darf, wer Verantwortung übernimmt. Nur darf man sich nicht um diese Verantwortung drücken. 

 

Er sprach aber zu der Menge: Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht im Westen, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschieht so.
Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß werden. Und es geschieht so.
Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; warum aber könnt ihr diese Zeit nicht prüfen?
Warum aber urteilt ihr nicht auch von euch aus darüber, was recht ist?

Lk 12,54-57

 

Bild: jwvein/pixabay.com

Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden

Alle verstehen, was gesagt wird, es gibt keine Verständigungsprobleme, es braucht keine Dolmetscher, die hinzugeholt werden müssen.

Dieses pfingstliche Bild von Kirche ist freilich ein Idealbild. Es sagt uns, wie Kirche sein sollte: ein Miteinander, eine verbindende Gemeinschaft, eine Einheit im Glauben. Und es zeigt uns, wie Kirche ausgerichtet ist: eine weltweite Gemeinschaft, grenzüberschreitend.

Freilich will damit nicht gesagt werden, dass Konflikte nicht ausgetragen werden sollen. Nichts ist schlimmer für eine Gemeinschaft als gärende Konflikte, die unter den Teppich gekehrt werden. Solch unausgesprochene Auseinandersetzungen führen über kurz oder lang immer zu einer gestörten Kommunikation.

Momente der gestörten Kommunikation scheinen auch heute vorzuliegen, glaubt den Kritikern der Corona-Regeln. Eine sehr laute, sehr von sich überzeugte und sehr unzufriedene Minderheit klagt darüber, ignoriert, überhört zu werden.

Ist es ein Konflikt in unserer Gesellschaft, der ausgetragen werden muss? Auch wenn es nur das Gefühl ist, dass etwas falsch läuft: Ja, darüber kann man, darüber soll man reden. Allerdings: Man hat oft nicht den Eindruck, dass alle die gleiche Sprache sprechen. Da wird getrickst mit falschen Bildern, um die Anzahl der Demonstrationsteilnehmer künstlich in die Höhe zu treiben, um für sich mehr Relevanz zu beanspruchen, da wird der Gegenseite unterstellt, „alternative Fakten“ zu verschweigen. Da inszeniert man sich als die, die nicht gehört werden.

Was wir zurzeit erleben ist der Versuch, den bestmöglichen Weg zwischen eigenem Freiheitswillen und globaler Verantwortung zu gehen. Das ist nicht einfach, da lässt sich viel diskutieren und da lässt sich viel hinterfragen. Freilich ist auch klar: die „was-wäre-wenn“-Fragen werden sich auch rückblickend nicht beantworten lassen.

Wenn nun aber kein ehrlicher Dialog stattfindet, wenn man ganz andere Ziele hat als die, die man angibt zu haben, kann das Ergebnis nur eine gestörte Kommunikation sein. Ja, auch so etwas muss eine Gesellschaft aushalten können. Ein Ideal aber ist es freilich nicht. Das Ideal ist, dass man sich gegenseitig zuhört, verstehen will, was der andere sagt.

 

Als nun dieses Brausen geschah,
kam die Menge zusammen und wurde bestürzt,
denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 

Apg 2,6

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern

WAS MIR GEGEBEN IST 

Drei Dinge, die mir gegeben sind: 

Verständnis:

wahrnehmen
zuhören
mitfühlen
mitgehen

 

Offenheit:

neugierig sein
lernen
kennen lernen
Raum geben
gespannt sein

 

Kreativität:

sehen
hören
Augen schließen
Worte suchen
Worte finden
genießen 

WILL ICH BEWAHREN 

 

Und was sind Ihre drei Dinge?

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Lk 12,48

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