Alle verstehen, was gesagt wird, es gibt keine Verständigungsprobleme, es braucht keine Dolmetscher, die hinzugeholt werden müssen.
Dieses pfingstliche Bild von Kirche ist freilich ein Idealbild. Es sagt uns, wie Kirche sein sollte: ein Miteinander, eine verbindende Gemeinschaft, eine Einheit im Glauben. Und es zeigt uns, wie Kirche ausgerichtet ist: eine weltweite Gemeinschaft, grenzüberschreitend.
Freilich will damit nicht gesagt werden, dass Konflikte nicht ausgetragen werden sollen. Nichts ist schlimmer für eine Gemeinschaft als gärende Konflikte, die unter den Teppich gekehrt werden. Solch unausgesprochene Auseinandersetzungen führen über kurz oder lang immer zu einer gestörten Kommunikation.
Momente der gestörten Kommunikation scheinen auch heute vorzuliegen, glaubt den Kritikern der Corona-Regeln. Eine sehr laute, sehr von sich überzeugte und sehr unzufriedene Minderheit klagt darüber, ignoriert, überhört zu werden.
Ist es ein Konflikt in unserer Gesellschaft, der ausgetragen werden muss? Auch wenn es nur das Gefühl ist, dass etwas falsch läuft: Ja, darüber kann man, darüber soll man reden. Allerdings: Man hat oft nicht den Eindruck, dass alle die gleiche Sprache sprechen. Da wird getrickst mit falschen Bildern, um die Anzahl der Demonstrationsteilnehmer künstlich in die Höhe zu treiben, um für sich mehr Relevanz zu beanspruchen, da wird der Gegenseite unterstellt, „alternative Fakten“ zu verschweigen. Da inszeniert man sich als die, die nicht gehört werden.
Was wir zurzeit erleben ist der Versuch, den bestmöglichen Weg zwischen eigenem Freiheitswillen und globaler Verantwortung zu gehen. Das ist nicht einfach, da lässt sich viel diskutieren und da lässt sich viel hinterfragen. Freilich ist auch klar: die „was-wäre-wenn“-Fragen werden sich auch rückblickend nicht beantworten lassen.
Wenn nun aber kein ehrlicher Dialog stattfindet, wenn man ganz andere Ziele hat als die, die man angibt zu haben, kann das Ergebnis nur eine gestörte Kommunikation sein. Ja, auch so etwas muss eine Gesellschaft aushalten können. Ein Ideal aber ist es freilich nicht. Das Ideal ist, dass man sich gegenseitig zuhört, verstehen will, was der andere sagt.
Als nun dieses Brausen geschah,
kam die Menge zusammen und wurde bestürzt,
denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
Apg 2,6