Es ist eine Abschiedsrede, die Jesus hält. Seinen Jüngern spricht er zu, in seinem Namen zu reden. Ja, er ist überzeugt: sie können nach seinem Tod sein Werk fortsetzen, in dem was sie tun und reden. „Wer euch hört, der hört mich“ – was für eine Aussage, was für eine Verantwortung! Als ob die Jünger schon ihr Examen in der Tasche hätten, als ob sie Jesus alles hätten fragen können, was ihnen auf den Nägeln brennt!
Die Stimmung der Jünger dürfte eher so gewesen sein:
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott. der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.
Ja, Gott ist den Menschen entgegen gekommen. Zu jeder Zeit, auf ganz unterschiedlichen Wegen. „Ich möchte glauben“ – das hat die Jünger zu Jesus gebracht. Wie auch wir heute wollen sie ihrem Leben einen neuen Sinn geben, mehr als nur leben um zu sterben.
Auch wir stehen oft genug mit leeren Händen da. Unsere Erwartungen werden nicht erfüllt, unsere Arbeit trägt keine Früchte. Die Unzufriedenheit lässt uns ermüden. Wir tragen unser Päckchen mit uns herum.
Wir sind die Bittsteller, denen Jesus zuruft: Wer euch hört, der hört mich. Wir wollen aber nichts anderes sein als Bittsteller. Wir wollen den Traum von der großen Zukunft hören. Die Geschichte vom Sinn des Lebens. Die Hoffnung von einem Leben nach dem Tod.
„Wer euch hört, der hört mich“: Mit leeren Händen stehen wir da, voller Erwartung, dass wir die Hände gefüllt bekommen, dass uns gegeben wird. Und plötzlich sind wir diejenigen, die nicht bekommen, sondern geben sollen. Wir sind gefordert. Wie damals die Jünger.
Wer euch hört, der hört mich;
und wer euch verachtet, der verachtet mich.
Lk 10,16
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