„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“, schreibt der Apostel Paulus. Doch freilich: er vermag so gar nichts, während er diesen Satz schreibt. Denn er schreibt seinen Brief an die Philipper aus dem Gefängnis. Wie kann Paulus in Gefangenschaft davon schreiben, alles zu können?
Der Wochenspruch des heutigen Sonntags zeigt, wie das gehen kann. „Freut euch!“, ruft Paulus da seinen Mitchristen zu. Dieser Freudenruf wirkt wie eine Illusion, wie die Südseetapete an der Wand. Was sieht Paulus, als er im Gefängnis sitzt? Keinen Strand, keine Palmen. Nichts davon bildet er sich ein, wenn er auf die Gefängnismauer starrt. Er will sich auch nicht Mut zusprechen und bildet sich nicht ein, was nicht da ist.
Paulus – dieses Bild sei am 4. Advent erlaubt – leuchtet von innen heraus. Sein Herz ist voll Freude. Voll einer Freude, die man teilen kann, denn Paulus spricht hier nicht von einem kurzzeitigen Glücksmoment, sondern von anhaltender Freude. Zufriedenheit, Gelassenheit – all das trifft es, aber nicht ganz. Es kommt noch das Glück hinzu, das einen trägt: die Freude, die tief im Herzen wohnt.
An dieser Freude kann man teilhaben, diese Freude lässt sich teilen. Und so kann Paulus singen: „In dir ist Freude in allem Leide.“
Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!
Phil 4,4.5b
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