Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!

mma-2282013_1280„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“, schreibt der Apostel Paulus. Doch freilich: er vermag so gar nichts, während er diesen Satz schreibt. Denn er schreibt seinen Brief an die Philipper aus dem Gefängnis. Wie kann Paulus in Gefangenschaft davon schreiben, alles zu können?

Der Wochenspruch des heutigen Sonntags zeigt, wie das gehen kann. „Freut euch!“, ruft Paulus da seinen Mitchristen zu. Dieser Freudenruf wirkt wie eine Illusion, wie die Südseetapete an der Wand. Was sieht Paulus, als er im Gefängnis sitzt? Keinen Strand, keine Palmen. Nichts davon bildet er sich ein, wenn er auf die Gefängnismauer starrt. Er will sich auch nicht Mut zusprechen und bildet sich nicht ein, was nicht da ist.

painting-1877761_1280

Paulus – dieses Bild sei am 4. Advent erlaubt – leuchtet von innen heraus. Sein Herz ist voll Freude. Voll einer Freude, die man teilen kann, denn Paulus spricht hier nicht von einem kurzzeitigen Glücksmoment, sondern von anhaltender Freude. Zufriedenheit, Gelassenheit – all das trifft es, aber nicht ganz. Es kommt noch das Glück hinzu, das einen trägt: die Freude, die tief im Herzen wohnt.

An dieser Freude kann man teilhaben, diese Freude lässt sich teilen. Und so kann Paulus singen: „In dir ist Freude in allem Leide.“

 

 

Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!
Phil 4,4.5b

Fotos: Claudio Scott/pixabay.com
piro4d/pixabay.com

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

advent-007.jpgFreue dich in dem Herrn allewege – das klingt nett. Das klingt weihnachtlich. Das klingt stimmungsvoll, ja salbungsvoll, wenn man es am Tag vor dem Heiligabend liest.

Fast könnte man sagen, dieser Bibelvers ist recht banal. Doch banal ist er sicher nicht gemeint, zu oft verweist Paulus in seinem Brief auf die Freude als Basis des Glaubens, als dass es sich hier um eine bedeutungslose Floskel handeln könnte.

Wie kommt Paulus darauf, der Freude soviel Bedeutung zuzusprechen? Freude ist zunächst einmal ein flüchtig Ding. Nichts von Dauer. „Freude ist nur ein Mangel an Information“, sagt Nico Semsrott, seines Zeichens Kabarettist mit depressiver Ausstrahlung. Ein Körnchen Wahrheit steckt in diesem Satz: Freude wird von negativen Erfahrungen immer wieder durchbrochen.

Paulus kennt seine Gemeinden. Er weiß sehr genau, dass niemand dort sich nur freut, sondern dass es Konflikte gibt, Auseinandersetzungen mit vermeintlichen oder tatsächlichen Irrlehren. Und dennoch sieht er die Freude als Grund des Glaubens.

Gott der Herr gebe uns ein fröhliches Herz – das ist es, was Paulus unter Freude versteht. Eine, die ihren festen Platz gefunden hat im Herzen des Menschen. Hier geht es nicht um die kurze Freude an einem kleinen Erfolg im Leben, hier geht es um das Innere den Menschen. Wie leben wir in dieser Welt, fragt sich Paulus. Zugewandt zu seinen Mitmenschen, voll Neugierde auf das Leben, voller Bereitschaft, auf andere zuzugehen, das antwortet Paulus. Wer aus solch einer Freude heraus lebt, der kann auch Niederlagen einstecken, der kann negative Erfahrungen wegstecken. Freude ist, wenn man so will, auch ein Gegenteil von Glück.

Der Wochenspruch, der für den heutigen Sonntag ausgewählt ist, ist kein Weihnachtsspruch, keine Aufforderung, sich auf die Geburt Jesu zu freuen, sondern ein Bibelvers, der sich auf das ganze Leben bezieht. Paulus hat ihn vermutlich aus dem Gefängnis in Ephesus geschrieben. Wenn er da von Freude schreibt, meint er eine andere Freude als die, die kommt und wieder verschwindet.

„Freue dich in dem Herrn“ steht da – und das heißt: Sich Gott, sich Jesus Christus zugehörig fühlen. Unlösbar mit ihm verbunden sein. Ein fast schon mystischer Text ist es, den Paulus uns da zumutet. „Die Freude ist der Doktorhut des Glaubens“, hat Martin Luther gesagt. Nicht das Nachdenken, die Erkenntnis, das Wissen – die Freude ist zentral für den Glauben.

So bleibt uns nichts anderes, als uns zu wünschen, dass in dieser Weihnachtszeit die himmlischen Chöre voll Freude in unser Leben hineinsingen und unsere Welt fröhlicher machen. Und so bleibt uns nichts anderes, als einzustimmen in diesen Jubel der Engel – erfüllt von Freude.

Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch! 

Philipper 4,4

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten